Energiekosten steigen, der Strombedarf auch, ebenso wie der Anspruch an die Umwelfreundlichkeit der Energie. Deshalb braucht es hier neue Konzepte. Der Gastronomiebetrieb Oerather Mühle hat seine optimale Lösung bereits gefunden: KWK mit Brennstoffzelle und Service Contracting. Lernen Sie in unserem Artikel mehr über die Vorteile des KWK und wie die Oerather Mühle ihr Konzept umsetzt
KWK im Betrieb: Die Oerather Mühle
Blockheizkraftwerk plus Brennstoffzelle plus Service-Contracting
Mittwoch, 27.07.2016
Ein neues Energiekonzept mit KWK
In Erkelenz zwischen Düsseldorf und Aachen tut eine einmalige Energietechnik im Keller des Gastronomiebetriebs Oerather Mühle Dienst. Strom und Wärme nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung aus einem Klein-BHKW, unterstützt und ergänzt von einer ganzjährig arbeitenden Brennstoffzelle und weitgehend im Contracting finanziert von der Tochter eines kommunalen Versorgers. Die Mutter, das Stadtwerk, mischt sich in den Vertrag nicht ein. Der Kunde ist nicht gezwungen, bei ihr das Erdgas für die Maschinen und die Unterdeckung an Elektrizität, den Reststrom, einzukaufen. Trotzdem gehe die Rechnung für jeden auf, versichern alle Beteiligten.
Wozu überhaupt neue Energiekonzepte?
"Warum brauchen wir neue Energiekonzepte? Weil die Kaltmiete seit 1995, also seit 20 Jahren, um rund 25 Prozent geklettert ist, die Energiekosten aber um 150 Prozent gestiegen sind. Weil wir ferner bei der herkömmlichen Energieeffizienz die neun oder zehn Milliarden Menschen im Jahr 2050, die dann zudem noch höhere Ansprüche stellen werden als heute, aus unseren Energiequellen kaum noch versorgen können, ohne die Umwelt irreparabel zu schädigen." Diese und andere Gründe für neue Energiekonzepte trug Jürgen Hohnen, SHK-Meister aus Heinsberg/Aachen, auf einer Tagung des NRW-Netzwerks Brennstoffzelle und Wasserstoff Anfang Oktober vergangenen Jahres an der Uni Duisburg vor. Er fordert nicht nur, er handelt. Sein Tätigkeitsschwerpunkt liegt auf der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK).
Wozu effektive Konzepte bei der Elektrizität?
Warum brauchen wir effiziente Elektrizitätskonzepte? Weil der Strombedarf wegen der mehr Fernsehgeräte, mehr PCs, mehr Lüftungs- und Klimatechnik und auch wegen der Elektromobilität steigen wird. Früher ging die Faustformel von 4.000 kWh pro Jahr für den Vier-Personen-Haushalt aus. Heute tendiert der Bedarf mehr in Richtung 5.000 kWh pro Jahr. Ohne Elektroauto.
"Sie dürfen bei der Planung 40 kWh je Quadratmeter Wohnfläche und Jahr im Einfamilienhaus ansetzen", so der Handwerksmeister und bekennende Anhänger der Kraft-Wärme-Kopplung - KWK verbrennungsmotorisch wie auch mit Brennstoffzelle. Von der Kraft-Wärme-Kopplung mit Brennstoffzelle hat er 30 verbaut, von den erstgenannten rund 140. Mit den 40 kWh/m² Strombedarf zur Dimensionierung der TGA habe er fast immer richtig gelegen, was eine lange Laufzeit der Maschinen und damit ihre Wirtschaftlichkeit angehe.
Die Gegenwart mit zentralen Kohlekraftwerken und dem verlustreichen Ferntransport der Elektrizität sei doch ein unhaltbarer Zustand: "Er, der Verlust an Primärenergie bei der Stromerzeugung und Stromverteilung, ist doppelt so hoch wie der Wärmebedarf der versorgten Haushalte", hat er nachgerechnet. Das heißt: "Mit der einen Hälfte nur des Energieverlustes könnten wir die Gebäude heizen und mit der anderen Hälfte das Auto betreiben." Besser lasse sich Charme und Pflicht zur Wende nicht darstellen. Und die Betriebskosten sprächen sowieso für sich: "Das Elektroauto kommt mit 60 Cent je 100 km aus. Ein Drei-Liter-Diesel tut es nicht unter vier Euro." Na ja, die 60 Cent dürften der Idealfall sein. Nach einem kürzlichen Test musste ein "BMW i3" nach 100 km 15,5 kWh nachtanken. Das stand auf dem Stromzähler an der Schuko-Steckdose. Nehmen wir 9 Cent total für die BHKW-Kilowattstunde, kommt selbst ein sparsames Klein-Elektroauto auf über 1 Euro je 100 km. Aber die spezifische Treibstoffkosten-Relation von 1:4 (Strom zu Sprit) dürfte stimmen.
Was ist das Problem?
Was läuft falsch angesichts dieser Situation und dieser Attraktivität? Nichts weiter als die mangelnde Risikobereitschaft in einer Zeit, in der Risiko kein besseres Geschäft verspricht, weil die Auftragsbücher mit risikolosen, lukrativen Aufträgen, vor allem im Sanitärbereich, überquellen.
"Ich vermute, hier in meinem Bezirk Heinsberg geht es keinem meiner Kollegen sonderlich schlecht. Nach wie vor verweist die Handwerkskammer auf etwa 210 SHK-Betriebe in meinem Kreis. Davon wird rund die Hälfte in der Innung organisiert sein - die andere Hälfte macht nicht mit, weil sie dafür keine Zeit hat. Die Kollegen decken Standardlösungen ab und leben gut damit. Sobald es in den beratungsintensiven Bereich geht, wie Pelletanlage, Brennstoffzelle, KWK, Stromvermarktung, steuerliche Möglichkeiten, BAFA, KfW, EEG-Umlage und andere Themen, die bei einem Kundenkontakt zur Sprache kommen sollten und müssen, wird als bessere Alternative die Gas- oder Öl-Brennwertanlage verkauft. Maximal noch eine Wärmepumpe."
Von den 210 Betrieben installiere außer ihm, zumindest wisse und spüre er es nicht anders, nur noch ein Einziger aktiv KWK "und zwar deshalb, weil sein Sohn bei mir die Lehre gemacht hat". Doch blockiere nicht nur das Handwerk das Geschäft, selbst die Planer ignorierten die Kraft-Wärme-Kopplung. "Die müssten sich ja ebenfalls um BAFA- und NRW-Förderung, um die Hauptzollamt- und andere Formalitäten für die KWK kümmern. Das ist denen in dieser satten Zeit alles viel zu aufwendig. Sie haben es nicht nötig."
"Ich drücke mich vorsichtig aus: Viele Planer und Betriebe spielen kein seriöses Spiel. Die Bremse der »Erneuerbaren« und KWK ist nicht die Unwirtschaftlichkeit. Sie bekommen Dankesschreiben von Restaurants, denen Sie eine Anlage installiert haben, eventuell sogar noch mit dem Vorwurf, warum Sie ihn, den Betreiber, nicht schon früher auf diesen Dukatenesel hingewiesen haben. Denn am Material und an den Personalkosten kann kaum ein Betrieb oder Dienstleister sparen, am ehesten an den Betriebskosten."
Gute Lösung gibt es in der Schweiz
So ganz hart will Jürgen Hohnen aber nicht mit seinem Gewerk ins Gericht gehen. Teilweise, räumt er ein, verstehe er ja die Kollegen. Eben wegen des Wusts an Formalitäten bei der Kraft-Wärme-Kopplung. "Vermutlich will die Politik die KWK gar nicht. Das scheinen mir alles Lippenbekenntnisse zu sein, wenn ich den Berg von notwendiger Bürokratie sehe, den ich zu besteigen habe. Wir bräuchten ein System wie in der Schweiz. Ich habe gehört, dass es dort so funktioniert: Wenn in einem Haushalt mehr Strom benötigt wird, als das BHKW liefert, läuft der Bezugszähler normal vorwärts. Fällt dagegen ein Stromüberschuss an und der wird ins Netz eingespeist, läuft der Zähler rückwärts. Das ist doch ein ganz simples Verfahren. Wenn ich Bonus und Einspeisevergütung auf der einen Seite und den Stromeinkauf auf der anderen Seite miteinander verrechne, hält sich das doch ungefähr die Waage. Die Administration ist aber entscheidend entlastet."
Tatsächlich gestatten die meisten Versorger im Alpenland diese Erleichterung zur Installation von kleinen dezentralen Stromerzeugern. Für das Rücklaufzähler-Verfahren gelten von Region zu Region allerdings unterschiedliche maximale Leistungen. Der Verband Thurgauischer Elektrizitätsversorgungen zum Beispiel empfiehlt es für Ökostromanlagen bis 3,0 kW und damit für das Gros der PV-Module auf den privaten Dächern. Der Bundesrat für Energie dagegen, der das Net-Metering (Netto-Strom-Messung), so der Begriff, genehmigt hat, empfiehlt es für Installationen bis 10 kW.
Lösung: Flatrate für die Kraft-Wärme-Kopplung
Das sei aber nur ein Ansatz, um der KWK die erheblichen bürokratischen Hürden aus dem Weg zu räumen. Es müsse eine Flatrate her. "Wir haben doch bereits in der Telekommunikation solche gebundenen Tarife. Warum kann ich als Vermieter eines hoch gedämmten Wohnhauses nicht auch zu meinen Vermietern sagen: 'Wir ersparen uns die ganze Abrechnerei und die Messkosten. Der übliche Erfahrungswert sind 35 oder 40 kWh Strom pro m² Wohnfläche. Dann brauchen wir noch 40 bis 60 kWh/m² Wärme im Neubau, 120 bis 150 kWh/m² im Bestand - nach Heizspiegel - und 25 kWh/m² Warmwasser pro Jahr, dafür biete ich Ihnen eine Pauschale an. Ich installiere eine KWK- oder eine PV-Anlage. Kostenmäßig haben Sie außer der Flatrate nichts damit zu tun.' So etwas sollte die Politik gestatten oder begünstigen. Es mögen ja nicht alle Mieter und Vermieter mitmachen wollen, aber diese Alternative muss gestattet sein. So könnte man ebenfalls eine ganze Menge Bürokratie abbauen."
Lösung: SHK-Verkäufer im Handwerk
Jürgen Hohnen akzeptiert, dass der momentane Wandel in der Struktur der Betriebe solch einer modernen Angebotsgestaltung jedoch nicht unbedingt entgegenkommt. "Ich sehe leider in meinem Innungsbezirk, wie viele Innungsmitglieder zu Kleinbetrieben schrumpfen, mit maximal noch ein oder zwei Monteuren. Die fahren nicht zur Fachmesse nach Frankfurt oder Essen oder Nürnberg, die können sich gar keine Weiterbildung dieser Art leisten. Dabei bräuchten wir den Energieberater, den SHK-Verkäufer im Handwerk; die Versorger stehen doch schon alle auf der Matte. Wegen der Liberalisierung sind die gezwungen, Kundenbindungsinstrumente zu entwickeln, also ganz neue Produkte aus Sicht der Versorger. Die funktionalisieren die Anlagenbauer zum Schrauber um und machen für die das Geschäft - beziehungsweise für sich das Geschäft."
Lösung: Effizienzkompetenz und externes Abrechnungsbüro
Angesichts der Offensive der "Erneuerbaren" sei freilich auch eine sehr tiefe Systemkompetenz verlangt. "Mit Systemkompetenz meine ich nicht das Verbinden des einen Geräts mit dem anderen, sondern das effiziente Vernetzen. "Effizienzkompetenz" ist der treffendere Begriff. Sie, die Effizienzkompetenz, muss heute und in Zukunft das Ziel der Aus- und der Weiterbildung sein. Sonst bleibt ein Großteil der möglichen Energiegewinne auf der Strecke." Beherrsche man dagegen die Materie, öffneten sich ganz andere Sanierungs- und Finanzierungskonzepte.
Die neueren Zahlen, unter anderem von "Querschießer Marktforschung", geben seiner Beobachtung Recht. Danach beschäftigen 60 Prozent der 52.000 bundesweiten Betriebe keinen bis maximal drei Monteure. Da tun sich Innovationen schwer, an Mann/Frau zu kommen. Die fiskalische Seite mit jedem Monat neu zu lernenden Bestimmungen schöpft die Weiterbildungskapazität des Heizungsbauers mehr als ab. Eine Lösung könnte ein gemeinsames Abrechnungsbüro sein, das die fiskalische Seite übernimmt. "Ähnlich läuft es doch beispielsweise bei den Zahnärzten. Die haben eine Abrechnungszentrale für mehrere Praxen in der Region. Die entlastet sie zugunsten von Zeit für Weiterbildungsmaßnahmen. So etwas sollten wir ebenfalls installieren. Wie anders sonst wollen Sie für 40- oder 50-Euro-Stunden-Verrechnungssatz argumentieren? Die brauchen Sie heute im Minimum, weil Reuter, Internet und Co. ihnen die früheren Materialzuschläge wegnehmen." Also müsse man seine Kompetenz einbringen. Das mache auch jeder Fachanwalt so. "Keiner von denen berät Sie unter 120 oder 150 Euro die Stunde, einfach deswegen, weil er eben für Sie ein anerkannter Fachmann ist. In diesem Fall akzeptieren die Kunden die Sätze. Nur muss dieser Strahlenkranz "anerkannter Fachmann" Sie auch spürbar umwallen. Das gibt aber der Wissensstand der Mitarbeiter nicht her."
Lösung: Marketing für KWK mit gemeinsamer Homepage
Wer jedoch eine KWK verkaufen will, müsse nun mal dem Kunden überzeugend darstellen können, dass er sich mit der KWK eine innovative Technik in den Keller holt, die sich nach so und so viel Jahren bezahlt macht und ihm dank zehn Jahren Vollgarantie auch keine weiteren Unkosten beschert.
"Die entscheidende Feinarbeit liegt bei der KWK in den Details zu den einzelnen Punkten: Wie verteilt sich der Wärmebedarf über das Jahr? Wie der Strombedarf? Wann lohnt sich ein Contracting? Sie müssen beim Contracting mit ganz anderen Zinssätzen kalkulieren gegenüber der Finanzierung über eine Förderung. Das alles müssen Sie überschauen und beherrschen, sonst ist nicht nur der Kunde verärgert, sondern auch Ihr Renommee ist hin. Mehrheitlich leben Sie ja von der Empfehlung. Wir sprachen schon vorhin darüber, dass es den Verkäufer im Handwerk im Prinzip gar nicht gibt. Darunter leiden sowohl Viessmann als auch Buderus als auch Vaillant, also die Großen, und noch mehr die Kleinen, wie EC Power oder SenerTec. Die Einzigen, die in unserem Handwerk verkaufen, sind die Komplettbad-Anbieter mit eigenen Badgestaltern. So etwas fehlt im Heizungsbereich."
Der Heinsberger SHK-Unternehmer hat indes auch für das Marketing im Heizungsgeschäft einen Vorschlag zur Hand, ähnlich gelagert und ausgelagert wie das externe Verwaltungsbüro. "Wir sollten uns einen Verbund von Installationsbetrieben überlegen, der eine gute Homepage entwickelt, einen Online-Kundenberater beschäftigt und letztlich den Kunden nicht von der Leine lässt, indem der innerhalb von 24 Stunden ein Angebot zum Festpreis erhält und garantiert in zwei bis vier Wochen die neue Heizung. Was »Thermondo« kann, können wir auch. Der Berater kontaktiert die Interessenten und betreut sie. In diese Richtung muss generell der Heizungsbau tendieren, sonst nehmen neue »Player« dem traditionellen Handwerk das Heft aus der Hand."
Jürgen Hohnen betreibt bereits internetbasiertes Marketing. Er macht mit bei Portalen wie www.ihr-bhkw.de oder bei der DAA Deutsche Auftragsagentur (www.daa.net).
"Über diese Portale kommen Anfragen bei uns rein. An unserem Auftritt und an unserer Reaktion erkennt der Kunde, welche Qualität er vor sich hat." Er sei nicht Heizungsbauer, er sei Dienstleister! "In dieser Rolle sehen sich viel zu wenig Betriebe."
Effiziente Kombinationen von Geräten löst Modernisierungsstau
"Wir haben die Erfahrung gemacht, dass der Kunde von einer nachhaltigen Sanierung absieht, wenn wir ihm hohe Investitionskosten vorlegen. Jede monatliche Netto-Mehrbelastung schreckt ab. Wir müssen deshalb massiv an der Effizienzschraube drehen, damit wir in Summe eine Kosteneinsparung hinkriegen, mit der sich die Mehrausgaben für eine klimaschonende Anlage mit alternativen Technologien gegenüber dem reinen Kesseltausch selbst bezahlen. Nur so können wir den Modernisierungsstau lösen."
Nach dieser Doktrin lebt Hohnen, sie zwingt ihn zu ungewöhnlichen Gerätekombinationen, in deren Zentrum vielfach ein BHKW steht. Dem kommt die Funktion zu, über die günstige Stromproduktion nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung die Finanzierung sicherzustellen.
Beispiel: KWK in der Oerather Mühle
Typisch für Hohnens "Architektur" ist die installierte Energieversorgung in der Oerather Mühle in Erkelenz: KWK mit Brennstoffzelle und Service-Contracting.
Als die Gasheizung in die Jahre gekommen war, rechnete der Heinsberger Fachbetrieb den ganzjährigen Bedarf an Strom und Wärme für Küche, Restaurant und Gesellschaftsräume durch und skizzierte einen Entwurf mit dem (nach EU-Richtlinie) hocheffizienten BHKW-Modul "XRGI 6" von EC Power, der Brennstoffzelle "BlueGEN" (SOLIDpower) und einem Weishaupt-Gas-Brennwertkessel mit 90 kW zur Deckung des Spitzenbedarfs. Als Puffer zeichnete Jürgen Hohnen in das Schema zwei Schichtenspeicher mit je 1.000 l Inhalt ein. Der erste Behälter dient ausschließlich zur Beladung mit Heizungswasser zwischen 50 und 80 °C, der zweite darüber hinaus zur Trinkwassererwärmung nach dem Durchlaufprinzip. Obwohl das gesamte Ensemble rund 80.000 Euro kostete, fand sich mit German Contract, Neuss, dafür ein Finanzierer. Der Energiedienstleister hat für sein Angebot des Service-Contractings einen Return-of-Invest von etwa sieben Jahren ausgerechnet.
"Mit den »XRGI«-Maschinen von EC Power, unter anderem mit deren Wartungsintervallen von 10.000 Betriebsstunden, gehen wir und German Contract kein Risiko ein", versichert Jürgen Hohnen. Das bestätigt ihm seine umfängliche Erfahrung mit den verschiedenen "XRGI"-Modellen. Die reichen von 6 über 9 und 15 kW bis 20 kW elektrisch - und decken so vollständig den üblichen Leistungsbedarf in der Wohnungswirtschaft, in Alters- und Pflegeheimen, Fitnessstudios, Gaststätten, Hotels und vielen anderen Objekten ab. Und zwar sehr leise, das ist neben der Betriebssicherheit ein zweiter wesentlicher Punkt für unser Präferieren der EC Power-Aggregate." Er wisse, wovon er spreche.
Die Oerather Mühle braucht ganzjährig viel Strom, im Sommer aber nur Wärme für die Warmwasserbereitung.
"Das Verhältnis von zwei zu eins, Wärme zu Strom, macht es uns regelmäßig schwer, eine Konfiguration zu finden, die ausschließlich auf ein regelbares Blockheizkraftwerk aufbaut. Den Strom werden wir immer los, wohin aber mit der Wärme? Also kombinierten wir ein »XRGI 6« mit 6 kW elektrisch und etwa 13 kW thermisch mit der Brennstoffzelle »BlueGEN«. Die produziert gerade mal 0,6 kW thermisch, dafür aber 1,5 kW elektrisch. Die darf folglich das ganze Jahr, die vollen 8.750 Stunden, laufen. In dieser Zeit liefert sie nicht mehr als 5.200 kWh thermisch für das Warmwasser, aber 13.000 kWh elektrisch", begründet der Techniker seine Entscheidung für diese Gerätezusammenstellung. Für das "XRGI 6" hat er rund 35.000 kWh elektrisch kalkuliert und 70.000 kWh thermisch.
Bundesland NRW fördert Brennstoffzelle
Die Entscheidung für die zusätzliche "BlueGEN" machte ihm das Land NRW relativ leicht, nämlich mit einer Brennstoffzellen-Förderung von 12.500 Euro aus der Kampagne "progres.nrw". Das Programm läuft noch bis 2020. Mit den 12.500 Euro reduzierte sich der Gerätepreis von rund 30.000 Euro auf 17.500 Euro und so "stehen nach Abzug der Kosten für den Vollwartungsvertrag von 600 Euro/Jahr unter dem Strich 2.200 Euro zur Refinanzierung zur Verfügung." Inwieweit die 600 Euro/Jahr tatsächlich den Serviceaufwand für diese Technologie, die noch in den Kinderschuhen steckt, abdeckt oder der Hersteller zwecks Markteinführung zulegt, weiß Jürgen Hohnen freilich nicht. Er, der Service-Betrieb, wird nach Leistung bezahlt. Zwischendurch war beispielsweise schon ein neuer Stack fällig, dessen Ersatz der Vollwartungsvertrag mit dem Brennstoffzellen-Anbieter SOLIDpower (ehemals Ceramic Fuel Cells CFC) mit einbezieht. Den schloss der Kunde separat ab. German Contract klammert aufgrund einiger derzeit noch unkalkulierbarer Faktoren die Brennstoffzelle aus dem Service-Contracting aus. Die EC Power-Aggregate demgegenüber haben ihre Zuverlässigkeit bewiesen.
Intelligentes Energiemanagement der Anlage
Die Anlage ist hydraulisch so abgeglichen, dass ein möglichst kalter Rücklauf von den Heizkörpern im Objekt direkt zum "XRGI 6" fließt, "damit das auf Laufstunden kommt und sich der Reststrom-Zukauf in Grenzen hält", so Hohnen. Steht ein nur geringer Wärmebedarf an, bedient die EC Power-Regelung die Heizkreise aus den Puffern. Den Bedarf erkennt sie anhand der Temperaturen. "Sie regelt nicht einfach, sie betreibt ein intelligentes Energiemanagement, das letztlich die 30 Prozent Energieeinsparung bewirkt. Sie entscheidet über das energieeffizienteste Fließschema, über die optimale Be- und Entladestrategie für die Behälter und ob eventuell der Spitzenlastkessel parallel zuschalten muss." Den hat der Heizungsbauer mit einem Wärmeübertrager von den bestehenden Heizkreisen entkoppelt. Bei alten Rohrleitungen und Heizkörpern sei immer mit Rostschlamm zu rechnen. Auch das "XRGI" ist gegen solche Attacken geschützt. Werkseitig ist hier der Wärmeübertrager bereits integriert.
Mit Service-Contracting gegen den Sanierungsstau
Einsparcontracting und Anlagencontracting sind die üblichen Varianten im Energiedienstleistungsmarkt. Beide laufen auf die Wärmelieferung durch den Contractor hinaus. Einer ihrer Nachteile: Die Bauherren oder Kunden profitieren nicht oder wenig von Kostenveränderungen im Energieangebot. Der Vertrag bindet sie zehn oder fünfzehn Jahre an den Contractor. Diese Abhängigkeit drückt spürbar auf die Sanierungswilligkeit. Also, so die Stadtwerke Neuss-Tochter German Contract, lassen wir doch weiterhin dem Kunden die freie Wahl und bieten wir ihm quasi das Mieten nur eines Wärmeerzeugers für etwa erneuerbare Energien an. Zum Beispiel des "XRGI 6" von EC Power, wie im Fall der Oerather Mühle. Angesichts der volatilen Energiepreise ist eine stabile längerfristige Kalkulation ohnehin ein unsicheres Geschäft. Wir stellen ihm die Technik hin und schließen mit ihm einen verbundenen Miet- und Servicevertrag lediglich für die Hardware ab. Wenn ihm ein "befreundeter Gasversorger" für das Gas fürs BHKW einen Sondertarif einräumt - schön für ihn.
Modell rentiert sich vor allem in Kombination mit der Kraft-Wärme-Kopplung
Das Modell hat eingeschlagen. Noch ist es einmalig - noch. Es findet gerade im Kleinanlagenbereich (bis 50 kW) Anklang (Wohneigentum), doch greifen mittlerweile die Wohnungswirtschaft, Hotels und Gaststätten (Oerather Mühle) und Gewerbe ebenfalls zu. Der Auftraggeber zahlt keinen Arbeitspreis für die Kilowattstunde, abgerechnet wird auf Basis einer Pauschale, die ein kalkuliertes Entgelt für Technik und Serviceleistungen beinhaltet. Sie bewegt sich überschlägig bei etwa 15 Euro je Monat pro Installationswert von 1.000 Euro, in diesem Fall also bei 1.800 Euro jährlich für eine Investition von 10.000 Euro. Die nach unten gerichtete Energiepreisentwicklung spricht für das Geschäftsmodell vor allem in Verbindung mit KWK. Die eigen produzierte Kilowattstunde Elektrizität wird wegen eventuell reduzierter Gastarife preiswerter, der öffentliche Strom demgegenüber dürfte auf dem momentanen Niveau bleiben oder noch teurer werden: weil die abgeschalteten Kernkraftwerke beziehungsweise die Investitionen in neue und alternative Stromerzeugung sowie der Netzausbau bezahlt werden müssen.
Lohnendes Angebot
Alle Energieersparnisse, Vergünstigungen und Förderungen erhält beim Service-Contracting der Kunde zu 100 Prozent. Denn konkret sieht die Offerte so aus: Der Interessent setzt sich mit dem Handwerker seiner Wahl zusammen und lässt sich nachhaltig, was die Technik angeht, beraten. Selbst investieren, über den eventuell notwendigen Kesseltausch hinaus, will er aber ungern. Er erhält einen durchkalkulierten Vorschlag, der sämtliche BAFA-, KfW- und andere Zuschüsse berücksichtigt. Der Entwurf geht auf Wunsch an German Contract mit der Frage: Steigen Sie ein?
Die Neusser bilanzieren alle Aufwendungen (Zinsen, Wartung, Abgaben usw.) und der Interessent stimmt vor allem dann einer nachhaltigen Totalsanierung zu, wenn der Vergleich der Betriebskosten alt mit den Betriebskosten neu (Energie und Servicepauschale) halbwegs ausgeglichen ist. Der Kunde spart dann zwar im Moment trotz geringeren Energieverbrauchs kein Geld, hat aber eine moderne, umweltschonende Heiztechnik im Keller, die ihn 15 Jahre lang vor Überraschungen schützt. Es sei denn, die Energiekosten explodierten, das ist sein Risiko bei dieser Alternative zum Anlagencontracting. Apropos 15 Jahre - er kann jederzeit aussteigen und zum Restwert kaufen.
Finanzierung durch Einsparung
Der Handwerker, und vor allem die Stadtwerke Neuss, müssen sich also relativ sicher über die Einsparungen sein. Die müssen schon auf einen Wert von mindestens 30 Prozent steigen, damit alle Seiten zufrieden sind. Bei zum Beispiel nur 15 Prozent - alte Gastherme ab, neue Gastherme ran - wäre die Pauschale für das Service-Contracting so hoch, dass auf den Kunden eine für ihn wahrscheinlich nicht akzeptable Betriebskosten-Mehrbelastung zukäme. In dieser Hinsicht ähnelt das Verfahren dem Einsparcontracting. Nur trägt das Energiepreisrisiko nicht der Contractor. Der erhält jährlich seine 4.800 Euro - zum Beispiel für eine "XRGI"-Aufstellung im Wert von 30.000 Euro - und muss damit Anschaffung, Installation, Kapitaldienst, Service (durch den Handwerker) und Gewinn finanzieren.
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