KWK

KWK im Betrieb: Die Oerather Mühle

Mittwoch, 27.07.2016

Modell rentiert sich vor allem in Kombination mit der Kraft-Wärme-Kopplung

Das Modell hat eingeschlagen. Noch ist es einmalig - noch. Es findet gerade im Kleinanlagenbereich (bis 50 kW) Anklang (Wohneigentum), doch greifen mittlerweile die Wohnungswirtschaft, Hotels und Gaststätten (Oerather Mühle) und Gewerbe ebenfalls zu. Der Auftraggeber zahlt keinen Arbeitspreis für die Kilowattstunde, abgerechnet wird auf Basis einer Pauschale, die ein kalkuliertes Entgelt für Technik und Serviceleistungen beinhaltet. Sie bewegt sich überschlägig bei etwa 15 Euro je Monat pro Installationswert von 1.000 Euro, in diesem Fall also bei 1.800 Euro jährlich für eine Investition von 10.000 Euro. Die nach unten gerichtete Energiepreisentwicklung spricht für das Geschäftsmodell vor allem in Verbindung mit KWK. Die eigen produzierte Kilowattstunde Elektrizität wird wegen eventuell reduzierter Gastarife preiswerter, der öffentliche Strom demgegenüber dürfte auf dem momentanen Niveau bleiben oder noch teurer werden: weil die abgeschalteten Kernkraftwerke beziehungsweise die Investitionen in neue und alternative Stromerzeugung sowie der Netzausbau bezahlt werden müssen.

Lohnendes Angebot

Alle Energieersparnisse, Vergünstigungen und Förderungen erhält beim Service-Contracting der Kunde zu 100 Prozent. Denn konkret sieht die Offerte so aus: Der Interessent setzt sich mit dem Handwerker seiner Wahl zusammen und lässt sich nachhaltig, was die Technik angeht, beraten. Selbst investieren, über den eventuell notwendigen Kesseltausch hinaus, will er aber ungern. Er erhält einen durchkalkulierten Vorschlag, der sämtliche BAFA-, KfW- und andere Zuschüsse berücksichtigt. Der Entwurf geht auf Wunsch an German Contract mit der Frage: Steigen Sie ein?

Die Neusser bilanzieren alle Aufwendungen (Zinsen, Wartung, Abgaben usw.) und der Interessent stimmt vor allem dann einer nachhaltigen Totalsanierung zu, wenn der Vergleich der Betriebskosten alt mit den Betriebskosten neu (Energie und Servicepauschale) halbwegs ausgeglichen ist. Der Kunde spart dann zwar im Moment trotz geringeren Energieverbrauchs kein Geld, hat aber eine moderne, umweltschonende Heiztechnik im Keller, die ihn 15 Jahre lang vor Überraschungen schützt. Es sei denn, die Energiekosten explodierten, das ist sein Risiko bei dieser Alternative zum Anlagencontracting. Apropos 15 Jahre - er kann jederzeit aussteigen und zum Restwert kaufen.

Finanzierung durch Einsparung

Der Handwerker, und vor allem die Stadtwerke Neuss, müssen sich also relativ sicher über die Einsparungen sein. Die müssen schon auf einen Wert von mindestens 30 Prozent steigen, damit alle Seiten zufrieden sind. Bei zum Beispiel nur 15 Prozent - alte Gastherme ab, neue Gastherme ran - wäre die Pauschale für das Service-Contracting so hoch, dass auf den Kunden eine für ihn wahrscheinlich nicht akzeptable Betriebskosten-Mehrbelastung zukäme. In dieser Hinsicht ähnelt das Verfahren dem Einsparcontracting. Nur trägt das Energiepreisrisiko nicht der Contractor. Der erhält jährlich seine 4.800 Euro - zum Beispiel für eine "XRGI"-Aufstellung im Wert von 30.000 Euro - und muss damit Anschaffung, Installation, Kapitaldienst, Service (durch den Handwerker) und Gewinn finanzieren.

Von Bernd Genath
Düsseldorf
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