Wie hat sich die Entwicklung ganz speziell bei Mitsubishi Electric dargestellt?
Egal, ob wir hierzu eine Betrachtung nach Produktgruppen, Teilbereichen oder Ländern herunterbrechen – wir blicken in 2021 wiederum auf eine Entwicklung weit über unseren Erwartungen zurück. Dabei konnten wir in mehreren Bereichen unsere Marktposition nochmals ausbauen und Marktanteile gewinnen. Durch eine organisatorische Neuaufstellung konnten wir unseren Kunden zudem einen noch besseren Service bieten. Hier haben wir aus den vergangenen Jahren gelernt und Lieferketten sowie Verfügbarkeiten genau analysiert. Dementsprechend waren wir zum überwiegenden Teil lieferfähig – ein Vorteil gegenüber der allgemeinen Situation am Markt. Dabei konnten wir sowohl auf unsere Pufferlager in Europa als auch eine Substituierbarkeit von Technologie aus unserem breiten Produkt- und Systemangebot setzen.
Wenn Sie für uns dennoch einmal Ihre Produktgruppen mit ihrer jeweiligen Entwicklung aufschlüsseln könnten?
Betrachten wir den Markt der professionellen Anwendungen insbesondere im Projektgeschäft, sind wir mit einer sehr vorsichtigen Erwartung herangegangen. Das gilt beispielsweise für unser VRF- und HVRF-Geschäft im „City Multi“-Bereich. Hier haben wir einen leicht rückläufigen Markt und ein Wachstum für unsere Technologien gesehen – sprich: Wir konnten Marktanteile gewinnen. Der Markt für Kaltwassererzeuger war mehr oder weniger stabil mit einem leichten Wachstum. Wir als Mitsubishi Electric haben uns hier mit unserer Marke Climaveneta überproportional entwickelt.
Im mittleren Leistungssegment mit den „Mr. Slim“-Produkten, das auch in den kommerziellen und vor allen Dingen in den Retail-Markt geht, hatten wir mit einer deutlich schlechteren Marktentwicklung gerechnet. Unsere Zahlen sind aber in jeder Hinsicht überraschend positiv gewesen. Auch in puncto Projektierung sehen wir, dass die Investitionsbereitschaft viel schneller als erwartet wieder angesprungen ist.
Der Markt für Klein-Klimageräte mit unserer „M“-Serie hat sich nicht mehr dermaßen extrem wie noch in 2020 verhalten. Wir sind 2021 zwar weiter gewachsen, aber nicht mit der rasanten Entwicklung wie in 2020. Der Heizungs- und Wärmepumpenmarkt ist extrem interessant geworden und wir profitieren davon, dass wir hier schon sehr früh in den Markt eingestiegen sind und ihn mit unserer „Zubadan“-Technologie auch geprägt haben. Wir partizipieren hier vom allgemeinen Wachstum und haben eine sehr gute Entwicklung gesehen.
Sie hatten vorhin bereits das Thema der Lieferverfügbarkeiten und Materialengpässe angesprochen. Wie bewerten Sie die Entwicklung im vergangenen und dem aktuellen Jahr?
Um auch in 2021 bestmöglich lieferfähig zu bleiben, haben wir verschiedene Strategien kombiniert und konnten dadurch an vielen Stellen Lösungen bieten, an denen es keine Verfügbarkeit im Markt gab. Das hat uns nicht nur Aufträge, sondern auch eine hohe Zufriedenheit bei Neukunden eingebracht, die dauerhaft zu uns gewechselt sind.
Welche Strategien in puncto Lieferfähigkeit sprechen Sie hier konkret an?
Zunächst einmal hatten wir in 2021 zuverlässig kontinuierliche Wareneingänge, die für den benötigten Nachschub gesorgt haben. War vorübergehend die eine oder andere Variante für eine oder zwei Wochen nicht lieferbar, konnten wir das mit unserer Lagerstruktur in Europa abfangen. War auch das nicht möglich, können wir auf ein extrem großes Produktprogramm zurückgreifen, das so variabel ist, um beispielsweise Leistungsgröße A durch Leistungsgröße B ersetzen zu können. Auch die breite Konnektivität unserer Innen- mit unseren Außengeräten spielt uns dabei in die Karten. Insofern haben wir es fast immer geschafft, dass unsere Kunden Probleme bei der Verfügbarkeit gar nicht bemerkt haben. Und darüber hinaus konnten wir auf unser Werk in der Türkei zurückgreifen, in dem wir seit 2021 Split-Klimageräte zusätzlich zu den bereits bestehenden europäischen Kapazitäten produzieren.
Wird sich dieser Trend in Sachen Lieferverfügbarkeit und Materialknappheit in 2022 fortsetzen?
Die Einschätzungen für 2022 sind nach wie vor extrem schwierig und letztendlich davon abhängig, wie sich der Pandemieverlauf darstellen wird. Die Branche steht jedoch so stabil da, dass sie sich auch in 2022 positiv entwickeln kann. Nach wie vor bestehen Unsicherheiten in den Lieferketten und entsprechenden Verfügbarkeiten der Produkte. Davor ist niemand geschützt – auch bei den besten Strategien und Vorbereitungen nicht. Denn das Management dieser kurzfristigen Anforderungen hinsichtlich Verfügbarkeit wird immer herausfordernder. Nach unseren derzeiti-gen Kenntnissen gehen wir aber davon aus, dass die Lage beherrschbar bleiben wird. Dennoch sind mögliche Unwägbarkeiten nach wie vor groß.
Quasi parallel zu dieser Problematik hat sich das Thema „Preissteigerungen“ entwickelt. Wie blicken Sie hierzu auf 2022 – speziell bei Mitsubishi Electric?
Preissteigerungen betreffen nicht nur unsere Branche, sondern quasi alle Märkte. Insbesondere hinsichtlich der benötigten Energieträger, wie beispielsweise Elektrizität und Gas, aber auch der Rohstoffe, die an den internationalen Märkten gehandelt werden, rechnen wir weiter mit einer hohen Dynamik. Die Rekord-Inflationsrate in Deutsch-land ist eines der Anzeichen dafür. Auch wir werden nicht umhinkommen, in 2022 die Kostensteigerungen weiter-geben zu müssen. Das wird aber nicht der tatsächlichen Kostenentwicklung entsprechen, die größtenteils durch unsere Fabriken und Konzerne aufgefangen wird. Anders als sonst werden wir die notwendige Anpassung nicht zum 1.4., sondern erst zum 1.7. des Jahres umsetzen. Das gibt unseren Partnern die Möglichkeit und Zeit, es einzuplanen und vorausschauend zu agieren.
Apropos „Preissteigerungen“: Sie sprachen vorhin von der neuen Produktion in der Türkei. Ist die angesichts der teils enormen Inflation der türkischen Lira mit dem sich parallel entwickelnden Wechselkursrisiko überhaupt planbar?
Zunächst einmal sind wir stolz darauf, auf der transeuropäischen Kontinentalplatte ein sehr hoch automatisiertes Werk aufgebaut zu haben, das hervorragend funktioniert und seinen Zweck in 2021 bereits sehr gut erfüllt hat. Bisher hatten wir hier keinerlei Störungen in der Versorgungskette – im Gegenteil: Unser Werk gehört in puncto Versorgungssicherheit zu unseren zuverlässigsten Standorten. Natürlich ist die Wechselkursentwicklung ein Thema, das uns fordert. Als globaler Konzern zählen Wechselkursrisiken für uns aber zum Alltagsgeschäft, die sich als temporäre Effekte weltweit wieder ausgleichen.