Installation

Ein Effektivitäts-Booster für jedes Projekt

Mittwoch, 28.08.2024

Oliver Schneider, Leiter des Partner Experience Managements bei Bosch Home Comfort in Deutschland, und Marcel von Zons, Gründer und Geschäftsführer von SHK Info, im Interview mit der HeizungsJournal-Redaktion zu den Meta-Themen „Effektivität im Praxisalltag“ sowie „Tools und digitale Helfer“.

Quelle: Iván Díaz/Unsplash

Herr Schneider, Herr von Zons, bitte stellen Sie sich unseren Leserinnen und Lesern jeweils kurz vor.

Schneider: Bei Bosch Home Comfort leite ich in Deutschland das Partner Experience Management. Dazu gehören alle Services, Tools und Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen innerhalb der „Klimahelden Schmiede“, die unsere Partnerbetriebe bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen und den Arbeitsalltag effizienter machen.

von Zons: Ich habe meine Ausbildung zum Installateur und Heizungsbauer absolviert und mich anschließend zum SHK-Meister weitergebildet, wodurch ich umfassende Erfahrung in der SHK-Branche sammeln konnte. Seit einiger Zeit bin ich selbst aber nicht mehr als SHK-Monteur tätig, sondern begleite die Branche über unseren 2017 gegründeten „Youtube“-Kanal: SHK Info. Auf diesem Kanal informiere ich, zusammen mit meinem Team, Handwerker sowie auch Endkunden über alle Themen rund um die SHK-Technik. Hier steht aktuell das Thema „Wärmepumpe“ im Fokus. Besonders bereichernd empfinde ich es, durch meine Arbeit ein breites Netzwerk innerhalb der Branche aufzubauen, welches verschiedene Hersteller und auch Verbände umfasst.

Dass Hersteller und „Influencer“ auf Marketingebene kooperieren, ist ja nicht neu. Aber Ihre Zusammenarbeit geht nun ein gutes Stück weiter. Wie kam es denn dazu?

Quelle: Bosch
„Für die Heizlastberechnung werden vor allem Gebäudedaten benötigt, wie Baujahr, Fläche, Räume, Fensterflächen oder beispielsweise Heizflächen. Das sind alles Daten, die einfach gemessen werden können und der Endkunde bei der Datenerfassung liefern kann“, betont Oliver Schneider einen praktischen Aspekt bei der Anwendung von „Heizreport“.

Schneider: Unser Anspruch bei Bosch Home Comfort ist es, nicht nur die passenden Produkte zu liefern. Wir wollen den Arbeits­alltag der Partnerbetriebe entlang der gesamten „Customer Journey“ – von der Akquise bis hin zum Service – erleichtern. Wir bemühen uns daher stets, neue Services zu entwickeln und zu integrieren. Das Thema „Heizlast-Berechnung“ muss das Fachhandwerk bei der Planung und Installation von Wärmepumpen durchführen. Insbesondere bei Wärmepumpeninstallationen wollen wir den „Turbo“ zünden und setzen alles daran, eine große Effizienzsteigerung für das Fachhandwerk zu erreichen. Wir haben hier frühzeitig das Potential für den Einsatz der Digitalisierung erkannt und sind in diesem Rahmen auf das Tool „Heizreport“ von Marcel von Zons gestoßen.

von Zons: Wir bei SHK Info bezeichnen uns eher als „Content Creator“ – wir erstellen Inhalte in Form von Texten, Videos und anderen Medienformaten. Der Begriff „Influencer“ passt nicht zu unserem Aufgabengebiet und auch nicht zu unseren Tätigkeiten. Die Zusammenarbeit zwischen Bosch und SHK Info ist durch unser Softwareprodukt „Heizreport – der schnellste Weg zur Heizlast“ entstanden.

Herr von Zons, welche Idee bzw. Praxiserfahrung gab den entscheidenden Ausschlag für „Heizreport“?

von Zons: Der Ursprung von „Heizreport“ liegt in einem bedauer­lichen Ereignis. Im Februar 2022 begann der Krieg in der Ukraine. Zeitgleich starteten bei uns in Deutschland massiv die Anfragen von Endkunden bei den SHK-Fachbetrieben für die Installation eines Wärmepumpensystems. Durch das hohe Anfragevolumen war es den Betrieben unmöglich, alle Anfragen in einer angemessenen Zeit zu bedienen. Dies war auch der Zeitpunkt, als ich den SHK-Betrieb meiner Eltern verließ und mich hauptberuflich meiner Firma SHK Info zugewendet habe.

Angesichts meines schlechten Gewissens, dass ich in dieser Zeit der stark angestiegenen Nachfrage nicht mehr unterstützen konnte, habe ich mir Gedanken gemacht, wie der Planungsprozess für Wärmepumpenanlagen digitalisiert und automatisiert werden kann. Die Suche nach einer Software, die meinen Ideen und Anforderungen entspricht und professionell umgesetzt ist, war aber leider erfolglos. Im April 2022 habe ich mich dann dazu entschlossen, eine eigene Software zu entwickeln.

Diese Software integriert mein gesamtes Wissen aus jahrelanger Praxiserfahrung in der Berechnung des hydrau­lischen Abgleichs und der Wärmepumpen­planung. Das Ergebnis ist eine Lösung, die als erste Software am Markt die Heizlastberechnung in eine Cloud-Anwendung integriert. Die Datenaufnahme ist so optimiert, dass sogar der Endkunde diese schnell und einfach über unsere Oberfläche durchführen kann. Jeder Nutzer der Software hat die Möglichkeit, alle Gebäudedaten korrekt zu erfassen und erhält im Anschluss valide Berechnungsergebnisse.

Inwiefern hatten Sie Unterstützung bei der Entwicklung?

von Zons: Bei der Entwicklung der ersten Version von „Heiz­report“ hatte ich keinerlei Unterstützung. Sie wurde zu 100 Prozent aus eigener Leistung entwickelt, programmiert und veröffentlicht. Im weiteren Verlauf sowie auch aktuell unterstützen mich bei der Weiterentwicklung sowohl interne als auch externe Entwickler. Gemeinsam integrieren wir Innovationen und pflegen regelmäßige Updates und auch kleinere Neuerungen ein.

Welche Berechnungen bzw. Planungen sind mit dem Online-Tool „Heizreport“ aktuell realisierbar?

Quelle: SHK Info
„Mit »Heizreport« kann aktuell die Raum- und Gebäudeheizlast für alle Bestandsgebäude nach DIN EN 12831 berechnet werden. Außerdem ist ein Dimensionierungsvorschlag für eine Wärmepumpe mit einer Dimensionierungstabelle enthalten. Ebenso die Berechnung des hydraulischen Abgleichs nach Verfahren B und eine Prüfung und Berechnung der Heizflächen“, beschreibt Marcel von Zons das digitale Werkzeug.

von Zons: Mit „Heizreport“ kann aktuell die Raum- und Gebäudeheizlast für alle Bestandsgebäude nach DIN EN 12831 berechnet werden. Außerdem ist ein Dimensionierungsvorschlag für eine Wärmepumpe mit einer imensionierung­stabelle enthalten. Ebenso die Berechnung des hydraulischen Abgleichs nach Verfahren B und eine Prüfung und Berechnung der Heizflächen. Für eine präzise Auslegung sind in unserem Tool zahlreiche Heizkörper und Ventilhersteller mit ihren Produktdaten hinterlegt.

Steht das Web-Werkzeug jedem frei zur Verfügung? Oder wie gestaltet sich die Qualifizierung dafür?

von Zons: Die Anwendung von „Heizreport“ steht jedem Endkunden aber auch jedem Unternehmen zur Verfügung. Wer sich als Handwerker, Energieberater oder Planer bei uns für einen „Business-Account“ regis­triert, kann sogar zusätzliche Funktionen, wie etwa eine Projektverwaltung, nutzen. Die Registrierung für Unternehmen ist grundsätzlich kostenlos. Im Rahmen dieser Registrierung erhält jeder Kunde ein Testprojekt in vollem Umfang kostenlos.

Herr Schneider, die berufliche Weiterqualifizierung von Heizungsbau- und Klimatechnik-Profis anzuregen, ist eine Ihrer Aufgaben bei Bosch Home Comfort. Wie bzw. wo integrieren Sie „Heizreport“ in Ihre Angebote für Ihre Kunden?

Schneider: Wir haben ein Fachkunden-Portal, dass unseren Partnerinnen und Partnern den Zugang zu unserem Ökosystem „Klima­helden Schmiede“ mit seinen verschiedenen digitalen Tools, Services und Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglich­keiten ermöglicht. Diese sind innerhalb des Öko­systems auf die einzelnen Arbeitsabläufe unserer Partner ausgerichtet. So finden Fachkunden den „Heiz­report“ unter „(Heiz-)Systeme auslegen und planen“. Der „Heizreport“ wird ebenfalls von unseren Trainern bei technischen Schulungen eingesetzt, um die Möglichkeiten der Digitalisierung aufzuzeigen.

Stichwort: Zeitdruck und Fachkräftebedarf. Mit „Heiz­report“ kann sich der Endkunde des Heizungsbauers also wahrhaft nützlich machen und wird gar zum Grundlagen­ermittler und „Vorplaner“?

Schneider: Korrekt, und das war auch schon immer ein superspannender Punkt bei „Heizreport“. Für die Heizlastberechnung werden vor allem Gebäudedaten benötigt, wie Baujahr, Fläche, Räume, Fensterflächen oder beispielsweise Heiz­flächen. Das sind alles Daten, die einfach gemessen werden können und der Endkunde bei der Datenerfassung liefern kann. Der Endkunde erhält von seiner Fachpartnerin oder seinem Fachpartner einen Zugangslink zum Tool und kann die Daten einfach online eingeben und dem Installations­betrieb übermitteln. Während der Endkunde die Daten sammelt und übermittelt, kann die Installateurin oder der Installateur bereits andere Tätigkeiten übernehmen. Dies spart Ressourcen und steigert die Effizienz – genau das, was wir brauchen!

Wie gestaltet sich in solchen Fällen die Qualitäts­sicherung der Rechenergebnisse bzw. die Plausi­bilitätsprüfung?

Schneider: Zum einen hat das Tool einen integrierten Plausi­bilitätscheck, der automatisch Ungereimtheiten in den Daten erkennt, und zum anderen prüft der SHK-Fachbetrieb die übermittelten Daten.

Quelle: SHK Info
Die „Heizreport Scanner“-App kann mit Hilfe der „Lidar“-Technologie und 3D-Technik in Verbindung mit künstlicher Intelligenz die Raumgeometrie innerhalb von kürzester Zeit erfassen. Der „Lidar“-Scanner erkennt dabei automatisch alle Wandflächen sowie auch die Fenster.

Wie wird dieses neue Angebot in der Praxis aufgenommen? Gibt es gegebenenfalls schon erste Erfahrungen und Rückkopplungen?

Schneider: Sehr gut. Alle Fachbetriebe, denen wir das Tool vorstellen, sind begeistert. Unsere Fachpartnerinnen und Fachpartner gehen unterschiedlich an das Thema „Heizlastberechnung“ heran. Die einen arbeiten mit einem externen Planungsbüro zusammen, andere machen es noch analog und selbst und wieder andere arbeiten mit Pauschalannahmen. Ein Tool, das zum einen günstig und zum anderen extrem praktikabel ist, kommt da natürlich super an!

Herr von Zons, ganz neu ist in diesem Zusammenhang ein Service zur digitalen Raumerfassung – die „Heizreport Scanner“-App. Wie funktioniert das Ganze? Gibt es auch hier Technologie-Partner?

von Zons: Mit unserer jüngsten Innovation – der „Heizreport Scanner“-App – kann mit Hilfe der „Lidar“-Technologie (Anm. d. Red.: „Lidar“ steht für „Light Detection and Ranging“) und der 3D-Technik in Verbindung mit künstlicher Intelligenz die Raumgeometrie innerhalb von kürzester Zeit erfasst werden. Der „Lidar“-Scanner erkennt dabei automatisch alle Wandflächen sowie auch die Fenster. Die Daten aus dem 3D-Modell lassen sich anschließend aus der App in die Software übertragen. Von hier aus kann das Projekt dann weiterbearbeitet und berechnet werden.

Herr Schneider, im hektischen Tagesgeschäft bringt die Anwendung derartiger Tools dem versierten Nutzer natürlich einige Effizienzvorteile. Inwiefern wird der Umgang damit etwa im Rahmen der Bosch-„Klimahelden Schmiede“ oder des -„Jungmeisterprogramms“ aktiv vermittelt?

Schneider: Unser Ziel ist es, unseren Partnerbetrieben neben technischem Know-how zu unseren Produkten auch Wege aufzuzeigen, wie sie innovativ, modern und mit der Unterstützung aktueller Technik und der Digitalisierung arbeiten können. Genau hier spielt auch „Heiz­report“ eine große Rolle. Wir zeigen bei unseren „Business Development“-Programmen ganz konkret auf, wie sie mit dem Tool arbeiten und damit ihren Arbeitsalltag erleichtern und Effizienzsteigerungen erzielen können.

Zu guter Letzt: Auf welche weiteren Aktionen dürfen sich Ihre Partner und Follower in Zukunft freuen?

Schneider: Wir würden unsere Zusammenarbeit mit Marcel von Zons und „Heiz­report“ gerne weiter ausbauen und haben auch schon eine erste Idee für ein gemeinsames Projekt. Konkret geht es dabei um digitale Unterstützung in der Phase der Baustellenplanung.

von Zons: Es gibt einige Innovationen, die wir im Rahmen des „Heiz­reports“ noch in diesem Jahr veröffentlichen werden – eine davon ist die Wärme­pumpensimulation. Nach Abschluss der Entwicklung und einer erfolgreichen Testphase, wird diese zeitnah in unsere Software integriert. Durch diese Erweiterung lassen sich die Heizkosten mit einer Wärmepumpe sehr exakt vorausberechnen.

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