Wärme

EM-Gruppe: Von Produkten zur (digitalen) Dienstleistung

Freitag, 25.12.2020

Wir sprechen mit Gesche Eckert-Palm und Sven Eckert, geschäftsführende Gesellschafter der Empur Produktions GmbH, Hersteller von Flächenheizungen.

Ineinandergreifende Zahnräder.
Quelle: Laura Ockel/Unsplash

Das Marktsegment "Flächenheizung und Flächenkühlung" befindet sich – bekanntlich – seit Jahren in einer Aufwärtsbewegung. So konnten vergangenes Jahr in Deutschland stolze 246 Mio. Rohrmeter abgesetzt werden. Ein Unternehmen, welches diesen Markt aus dem Effeff kennt, ist Empur. Mit Gesche Eckert-Palm und Sven Eckert, geschäftsführende Gesellschafter der Empur Produktions GmbH, hat die Redaktion des HeizungsJournals bei einem Vor-Ort-Besuch über das "Gestern-Heute-Morgen" sowohl des Unternehmens als auch der Branche gesprochen.

Im Heizungsmarkt von gestern produzierte jeder das, was er am besten konnte. Der bekannte und äußerst passende Leitspruch lautete damals: "Schuster, bleib‘ bei deinem Leisten." Im Heizungsmarkt von heute ist Diversifizierung angesagt; nach dem allseits beliebten Motto: "Das machen (respektive: können) wir jetzt auch noch." Der Heizungsmarkt von morgen wird geprägt sein vor allem durch die Triebfeder "Digitalisierung" – gepaart selbstverständlich mit den Schlüsselbegriffen der Wärme- und Energiewende: "Dezentralisierung" und "Dekarbonisierung".

Ein wahres Spiegelbild dieser Eingangsgedanken ist die EM-Gruppe mit Sitz im Industriepark in Buchholz-Mendt im Westerwald, direkt an bzw. auf der Grenze zwischen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen: Allein die Positionierung über drei miteinander vernetzte Firmen ist ein starker Beleg für diese Thesen. Und ein gutes Beispiel dafür, was von einem Hersteller im Heizungsfach heute so alles "verlangt" wird. Die organisch gewachsene EM-Gruppe bildet so einen integralen Wertschöpfungsansatz ab, nach dem Prinzip "Planen, Produzieren, Verlegen und Service" und – last not least – mit der Motivation als "Spezialist für Flächenheizungssysteme – made in Germany".

Blick in die Produktion von Empur.
Quelle: HeizungsJournal/Gamperling
Die PUR-Hartschaumplatte, als Basis der Fußbodenheizung, war der Nukleus der Empur Produktions GmbH und ist es noch, was der Firmenname ja beweist. Jedoch versteht sich Empur heute nicht "nur" als Hersteller, sondern definiert sich über die EM-Gruppe ganz bewusst als "Spezialist für Flächenheizungssysteme" – nach dem Prinzip "Planen, Produzieren, Verlegen und Service".

Wie gelingt nun dieser im Heizungsmarkt von heute geforderte Spagat zwischen dem "Spezialisten" (Empur Produktions GmbH) auf der einen und dem "Generalisten" (EM-Gruppe) auf der anderen Seite?

Herkunft und Zukunft

Eine Antwort liefert die Struktur des Betriebs als inhabergeführtes Familienunternehmen selbst. Zwei Generationen teilen sich hier die Geschäftsführung und Aufgaben auf. Oder anders ausgedrückt: Mit einem guten Generationswechsel, als Kombination aus Erfahrung und Weitblick, managen sich die Herausforderungen der Branche einfach viel vernünftiger. Sven Eckert und seine Mutter, Gesche Eckert-Palm, haben denn auch ein gemeinsames Verständnis von "Zeit": "Die Zeitrechnung in Sachen Empur beginnt für uns beide mit der Übernahme der Empur Produktions GmbH im Jahre 2000. Ab diesem Zeitpunkt traten wir am Markt mit einem kompletten System für die Fußbodenheizung auf und starteten den zielgerichteten Aufbau unserer Vertriebsmannschaft."

Nach Adam Riese feiert Empur dieses Jahr also seinen 20. Geburtstag! Ein schönes Alter, darf man sich da doch zu den "jungen Erwachsenen" zählen. Eine amtliche Party, ein rauschendes Fest, passend zu diesem Lebensalter und -abschnitt, kann es aufgrund der andauernden Corona-Pandemie aber in 2020 leider nicht geben. Auf das Erlebte und das in zwei Jahrzehnten Geschaffene wird das Familienunternehmen dennoch sicherlich im kleinen Kreise anstoßen – man muss Feste doch feiern wie sie fallen.

Zum Stichwort "Erlebtes" weiß Gesche Eckert-Palm zu berichten: "Die Flächenheizungsbranche hat sich in den letzten Jahren enorm gewandelt. Früher war das ein regelrechter Tummelplatz für Spezialisten. Heute finden wir dagegen einen Massenmarkt mit entsprechendem Preisgefüge vor – gerade in Sachen Fußbodenheizung. In der Markteinführung begriffen, sind weiterhin hochtechnisierte Systeme, wie wir sie beispielsweise mit »Geniax« anbieten."

"In der Tat ist die Fußbodenheizung heute ein »Allerweltsprodukt«, welches sich – Hand aufs Herz – in den letzten zwanzig Jahren wenig bis gar nicht verändert hat. Dennoch ist sie unser Ursprungsprodukt. Wir produzieren heute sogar noch zum Beispiel die Tackernadeln selbst und wir wissen mit den Grundstoffen Polyurethan (PUR) für die Dämmplatten und Polyethylen (PE) für die Heizrohre perfekt umzugehen", betont Sven Eckert und ergänzt selbstbewusst: "Wir sind und bleiben überzeugt von der wasserführenden Heiztechnik. Sie ist der Kern unseres Unternehmens!"

Zwei Männer in roten Schutzmasken stehen vor einem Gerät.
Quelle: Empur Produktions GmbH
"Das Zukunftsthema sehe ich sowohl in der Heizungsbranche als auch für uns in der EM-Gruppe im Energiemanagement. Sprich: In der Erfassung, Visualisierung und Optimierung von Energieströmen im Gebäude, im automatisierten Datenmanagement. Die fortschreitende und immer dynamischere Digitalisierung ist zweifelsohne der Treiber der Haus- und Gebäudetechnik", betont Sven Eckert (re.), Geschäftsführer der EM-Gruppe, im Rahmen einer Betriebsbesichtigung mit HeizungsJournal-Chefredakteur Jörg Gamperling.

Umdenken nötig

Kern und große Chance, ist man versucht, hinzuzufügen. Denn bekanntlich wächst nicht nur im Bereich der Nichtwohngebäude, der Büro- und Verwaltungsgebäude sowie in industriellen Zweckbauten der Kühlbedarf zusehends. Gerade der Wohnbau, getrieben durch die Niedrigst-, Nahezunull- und Plus-Energiegebäude, "glänzt" mit kontinuierlich steigenden Kühllasten. Ein Umstand, auf den hier bisher die wenigsten Investoren bzw. Bauherren mit entsprechenden technischen Konzepten reagieren. Wohl (re)agiert aber Empur: "Die Flächenkühlung ist ein stark wachsendes Segment bei uns im Hause. Dies führt dazu, dass wir bei vielen Projekten die Systeme der Flächenheizung und Flächenkühlung bewusst auf den Kühlfall hin auslegen", so Sven Eckert.

Kühllast schlägt Heizlast?

Kein Problem und schon gar keine "Glaubensfrage" für den Empur-Geschäftsführer, denn "wasserbasierte Systeme der Flächentemperierung können ihre systemimmanenten Vorteile hier voll ausspielen – beispielsweise in Verbindung mit passiver Kühlung per Geothermie oder reversiblen Luft/Wasser-Wärmepumpen."

Vielmehr ist die Flächenkühlung ein wichtiger Katalysator für neue Produkte, Systeme und Angebote "powered by Empur": Mit einem Deckenelement hat der Hersteller jüngst eine Lösung präsentiert, welche speziell für abgehängte Trockenbaudecken mit dem gängigen Raster 600 x 600 mm entwickelt wurde. Dieses Deckenheiz- und -kühlsystem wird dabei einfach in eine Metallschienen-Unterkonstruktion eingesetzt, die benötigten Zuleitungen werden im Raum zwischen Decke und Rohdecke verlegt. Das Deckenelement besteht auf der raumzugewandten Seite aus einem weißen, perforierten Aluminiumblech. "Die Perforierung ermöglicht nicht nur die schnelle Abgabe der Wärme oder Kälte, sie verbessert auch die Raumakustik. Um diesen Effekt noch zu steigern, liegt auf dem perforierten Aluminiumblech zusätzlich ein Akustikvlies. In einer 30 mm starken EPS-Dämmstoffplatte, die ein Abstrahlen der Wärme oder Kälte zur Decke hin verhindert, sind schließlich unsere PE-RT-5-Schicht-Heizungsrohre integriert", beschreibt Sven Eckert den technischen Aufbau.

Ein Deckenelement für abgehängte Trockenbaudecken.
Quelle: Empur Produktions GmbH
Das Deckenelement hat Empur für abgehängte Trockenbaudecken mit dem gängigen Raster 600 x 600 mm entwickelt. Das Heiz- und Kühlsystem wird dabei einfach in eine Metallschienen-Unterkonstruktion eingesetzt.

Neu im Programm sei ferner ein spachtelfertiges Decken- und Wandelement zum Heizen und Kühlen auf Basis einer speziellen Gipskartonplatte mit rückseitiger Isolierung. "In wenigen Arbeitsschritten entsteht aus diesen Systemelementen eine Trockenbaudecke oder eine Trockenbauwand, die den jeweiligen Raum effizient temperiert. Das Element eignet sich natürlich auch ideal für Sanierungsprojekte, bei denen der Fußboden nicht für eine Flächenheizung genutzt werden kann", unterstreicht er. Das Element ist in den Größen 1.200 x 500 mm und 2.000 x 1.200 mm erhältlich (Stärke jeweils 42,5 mm). Zusätzlich gibt es ein Ausgleichselement (2.000 x 1.200 mm) für die Wand- oder Deckenbereiche, die nicht für die Temperierung genutzt werden sollen. Das Decken- und Wandelement selbst besteht aus zwei Schichten: Einer 12,5 mm starken Gipskartonplatte mit integriertem PE-RT-5-Schicht-Heizungsrohr, auf der Rückseite befindet sich wiederum eine 30 mm dicke EPS-Dämmstoffplatte. Zur Montage des Elements an der Decke wird eine Unterkonstruktion aus handelsüblichen Komponenten zur Abhängung von Trockenbaudecken benötigt. An der Wand kann die Heiz- und Kühllösung direkt auf das Metallständerwerk der Trockenbauunterkonstruktion geschraubt werden.

Ein Decken- und Wandelement zum Heizen und Kühlen.
Quelle: Empur Produktions GmbH
Neu im Empur-Programm ist ein spachtelfertiges Decken- und Wandelement zum Heizen und Kühlen auf Basis einer speziellen Gipskartonplatte mit rückseitiger Isolierung. Um eine einfache Montage zu gewährleisten, sind der Rohrverlauf, die möglichen Befestigungspunkte der Platte und die zulässigen Schnittlinien auf die Gipskartonplatte aufgedruckt.

Aus diesem "Sprung" an die Raumumschließungsflächen Decke und Wand zur thermischen Nutzung ergeben sich für Sven Eckert wiederum keine "Glaubensfragen" oder gar "Gewissensbisse" – ganz im Gegenteil. "Gerade der »Sprung« an die Decke mit den skizzierten Lösungen für Heizung und Kühlung ist technisch-fachlich geboten. Einfach deshalb, weil vor allem die spezifische Kühlleistung, welche über den Fußboden realisierbar ist, klare physikalische Grenzen hat", erklärt Eckert und bringt gleich noch ein weiteres Argument für die Motivation der EM-Gruppe, sich in dieser Disziplin zu engagieren: "Die Deckenheizung und Deckenkühlung bringen wir in den Bauprojekten über die Tochterfirma EM-plan ins Spiel. Gerade an dieser Stelle sind die TGA-Planer ein wichtiger Multiplikator."

Erfolgreiches Trio

Apropos EM-plan: Das TGA-Fachplanungsbüro mit Sitz in Chemnitz wurde 2014 gegründet und kümmert sich seither um anspruchsvolle, komplexe Bau- und Umbauprojekte in ganz Deutschland – mit den Tätigkeitsschwerpunkten Beratung, Entwurfs- und Ausführungsplanung sowie Bauleitung in den Bereichen Heizungs-, Lüftungs-, Klima-, Sanitär- und Elektrotechnik. "EM-plan ist für uns, ganz eindeutig, der Schlüssel, um frühzeitig in die Entscheidungsprozesse am Bau integriert zu werden", merkt Gesche Eckert-Palm an und bekräftigt: "Wir wollen nicht mehr »nur« als Hersteller wahrgenommen werden!"

Vor gut fünf Jahren gab es konsequenterweise mit der Gründung der EM-solution GmbH, mit Sitz in Buchholz-Mendt, einen weiteren wichtigen Schritt "weg" vom Hersteller und "hin" zum dienstleistungsorientierten Unternehmen im Kontext der Flächenheizung und Flächenkühlung. "Die Bauleiter der EM-solution sorgen dafür, dass die Bauprojekte in Bezug auf die Flächenheizung fristgerecht und fachlich einwandfrei fertiggestellt werden – egal ob im Neubau oder in der Sanierung, in großen Industriehallen oder im kleinen Einfamilienhaus. EM-solution hat sich also darauf spezialisiert, das SHK-Fachhandwerk bei der Montage von Flächenheizungssystemen zu unterstützen. Nach der Vormontage des Heizkreisverteilers durch den Fachhandwerksbetrieb übernimmt EM-solution alle nachfolgenden Arbeiten bis hin zur Druckprüfung und Kontrolle der Fußbodenheizung. Die Abrechnung erfolgt, wie gewohnt, über den dreistufigen Vertriebsweg", erläutert Eckert-Palm.

So bilden heute, summa summarum, drei Mosaiksteine "TGA – Produktion – Vertrieb" (Empur), "TGA – Planung – Konzepte" (EM-plan) und "TGA – Montage – Service" (EM-solution) eine effektive EM-Gruppe.

Und was ist nun mit der "Zukunft des Heizungsmarktes"?

Hierauf gibt – der Generationswechsel lässt grüßen – Sven Eckert eine vorausblickende Antwort: "Das Zukunftsthema sehe ich sowohl in der Heizungsbranche als auch für uns in der EM-Gruppe im Energiemanagement. Sprich: In der Erfassung, Visualisierung und Optimierung von Energieströmen im Gebäude, im automatisierten Datenmanagement. Die fortschreitende und immer dynamischere Digitalisierung ist zweifelsohne der Treiber der Haus- und Gebäudetechnik."

Steilvorlage Digitalisierung

Dass der Geschäftsführer der EM-Gruppe für dieses Thema "brennt2, zeigt sich bei "meinem Steckenpferd" – dem Wärmeverteilsystem "Geniax", welches Empur im Jahre 2017 komplett vom Dortmunder Pumpenhersteller Wilo übernommen hatte. Und "komplett" heißt in diesem Falle auch wirklich komplett mit Produktion, Vertrieb, Planung, Umsetzung, Inbetriebnahme und Aftersales-Betreuung. "Im Bereich der Flächenheizung und Flächenkühlung wird man, step by step, abkommen vom Ansatz der relativ trägen Angebotsheizung. Vielmehr wird und muss man sich mit der bedarfsgenauen Bereitstellung von Heizwärme oder eben Kälte beschäftigen. Dies erledigt »Geniax« als »Komfort-Manager« zum Heizen und Kühlen in Wohn- und Nichtwohngebäuden – Energieeffizienz, »Smart Home«-Fähigkeit und »Big Data« inklusive", schmunzelt Sven Eckert, der schon die nächsten unternehmerischen Schritte in Richtung Zukunft ins Auge gefasst hat.

Ein
Quelle: Empur Produktions GmbH
Das Empur-"Geniax"-Wärmeverteilsystem ist ein Flächenheiz- und Regelungssystem, das eine zeitgenaue oder auf Nutzungsprofilen basierende, individuelle Wärmeversorgung einzelner Räume ermöglicht. Es besteht aus drei Hauptkomponenten: Pumpe, Management und Bedieneinheit. Jeder Heizkreis besitzt eine eigene Pumpe, die über den "Geniax"-Server – ein Teil des "Geniax"-Managements – angesteuert wird. Das Management wiederum erhält seine Informationen über Bediengeräte mit integrierten Fühlern. Zusätzlich ist der "Geniax"-Server mit einer sogenannten „REST“-API (genormte Web-Schnittstelle für HTTP) ausgestattet, die ihn "Smart Home"-fähig macht.

Wir dürfen jedenfalls gespannt sein, was noch kommen wird!

Von Jörg Gamperling
Chefredaktion HeizungsJournal
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