Wo Hargassner als Unternehmen heute steht und mit welchen Heizlösungen es Akzente setzt, zeigt der Beitrag.
Hargassner - Hackgutheizungen sind das Steckenpferd
Freitag, 12.12.2014
Spezialisierung ist eine feine Sache. Man kann sich tief hineindenken in eine Materie, die grundlegenden Zusammenhänge studieren, die Zusammenhänge verstehen und letztlich die entscheidenden Komponenten verbessern. Dagegen muss der Generalist irgendwie alles beherrschen – oder zumindest alles ein bisschen können. Klar, dass dabei das eine oder andere (eventuell entscheidende) auf der Strecke bleibt.
Unbestritten ist, dass das Feld der Biomasse-Heiztechnik nichts für einen Generalisten ist. Hier verbrennt er sich schnell die Finger – im wahrsten Sinne des Wortes. Die Geschichte hat gezeigt, dass hier Spezialisierung der richtige Weg ist, was aber nicht heißen soll, dass die Spezialisten in diesem Feld "blind" vor sich hin wursteln – gar zu Eigenbrötlern werden.
Ganz im Gegenteil: Denn der Spezialist muss mit seinen Produkten ja anknüpfen können an die Techniken links und rechts des Weges. Gerade der Spezialist muss stets die Augen offen halten und sensibel sein für die entscheidenden Trends in der Branche, die nun mal auch Generalisten setzen können.
Einer, der sich auskennt, sowohl mit der Geschichte als auch mit der Biomasseheizung, ist Anton Hargassner. Vor 30 Jahren bewegte ihn ein Schlüsselerlebnis dazu, sich ganz dem Thema "Heizen mit Holz" zu verschreiben. Seit dem Jahr 1984 entwickelt und feilt der Sohn eines landwirtschaftlichen Betriebes an Lösungen, die das Heizen mit nachwachsenden Rohstoffen vereinfachen.
Komfort ist das Stichwort
Der Stein des Anstoßes muss Hargassner damals wohl ziemlich heftig getroffen haben. Wie sonst ist zu erklären, dass er sich damals so intensiv einem "low-interest"-Produkt zuwandte, um dieses komfortabler zu machen. Damals war es doch quasi Gesetz, dass das Heizen mit Biomasse unkomfortabel und äußerst rustikal sein musste. Doch genau diesem Gesetz wollte Anton Hargassner damals nicht folgen. "Ich bau‘ dir eine Heizung, bei der du nie wieder nachlegen musst", soll er seiner Frau versprochen haben.
Gesagt, getan: Aus dem handwerklich gefertigten Individual-Kessel für den Eigenbedarf entstand dann peu à peu die Idee, das Ganze etwas intensiver, quasi gewerbsmäßig, zu betreiben – was Forscherdrang und Mund-zu-Mund-Propaganda so alles möglich machen!
Heute ist das natürlich alles Geschichte und die Firma Hargassner nicht mehr das, was sie einmal war – allerdings im positiven Sinne! Etliche Produkte, Systeme und Lösungen, etliche Mitarbeiter und etliche Quadratmeter Produktions-, Verwaltungs- und Ausstellungsfläche sind hinzugekommen.
Und nicht zuletzt sind die Söhne Markus und Anton in das Unternehmen eingestiegen – zuständig für den Bereich Forschung und Entwicklung (F&E-Zentrum heute: 3.600 m²).
Geblieben, sozusagen als unternehmerische Konstante, ist die Liebe zur Produktion, zur Metallbe- und -verarbeitung – modernste CNC-Laser- und Stanzautomaten, ein automatisches Hochregallager, Dreh- und Fräsmaschinen, Biege- und Abkantautomaten, Schweißroboter und eine mit Hackgut betriebene Pulverbeschichtung legen hiervon Zeugnis ab. Die hohe Fertigungstiefe innerhalb der Produktion der Pellet-, Hackgut- und Stückholzheizungen kann sicherlich als ein entscheidender Erfolgsfaktor des Unternehmens gewertet werden. Hargassner will sich hier nicht in Abhängigkeiten begeben, als Spezialist braucht er Kontakt zur Materie – bis hin zum letzten Zahnrad.
Andererseits sind die hohe Fertigungstiefe und als Konsequenz hieraus etwa 220 Mitarbeiter natürlich auch ein unternehmerisches Risiko. Wirtschaftlich schwache Jahre oder ein schwächelnder Heiztechnikmarkt kann ein solches produzierendes Unternehmen eventuell nicht ganz so leicht verkraften wie ein breit aufgestellter Generalist, der auf Fertigungstiefe verzichtet.
Derlei Bedenken kann Herbert Schwarz, Exportleiter bei Hargassner, jedoch schnell zerstreuen: "Obwohl 2014 für die Biomasse-Branche ein relativ schwaches Jahr ist, konnten wir die Entwicklung durch unsere Produktsegmente Hackgut- und Stückholzheizung abfangen. Wir sind zufrieden."
Will heißen: Die reduzierte Nachfrage nach Pelletkesseln in Deutschland, aufgrund eines ungewöhnlich milden Winters 2013/2014 und eines relativ niedrigen Ölpreises, konnte der Hersteller wettmachen durch eine steigende Nachfrage im Bereich der Hackgutkessel sowie ein Wachstum im Feld der Stückholzkessel.
Außerdem bedient Hargassner neben Deutschland natürlich auch andere europäische und nicht-europäische Märkte: "Wir sind einer der Marktführer im Bereich Hackgut in Österreich, Deutschland und Frankreich", betont Schwarz und ergänzt selbstbewusst: "Deutschland und Frankreich sind für uns wichtige Märkte. Aber auch in Kanada und Neuseeland sowie vielen weiteren Ländern Europas laufen Hargassner-Produkte." Das Flächenland Frankreich wird dabei über eigene Firmen bearbeitet, in den anderen Ländern erfolgt der Vertrieb – wie in Deutschland – über Fachpartner im zweistufigen Vertriebsweg.
Auch das wertet Hargassner als Plus. Der Kontakt zum installierenden Handwerk ist für das Unternehmen ein Muss. Der Beweis für die enge Verzahnung mit den Praktikern auf der Baustelle liefert das Heiztechnologie-Zentrum am Stammsitz des Unternehmens im oberösterreichischen Weng im Innkreis – eine Art "Erlebniswelt" für den Heizungsbauer, aber auch für Planer, Architekten und interessierte Endkunden stehen die Türen offen. Alle Produkte des Herstellers können hier jederzeit im Schauraum, beispielsweise im Rahmen von Schulungen, genauestens unter die Lupe genommen werden.
Neuheiten warten auf Abnehmer
Bei einem Rundgang wird der Besucher im Heiztechnologie-Zentrum aber nicht nur mit Pelletheizungen und Kaskadenlösungen (6 bis 1.200 kW), entsprechenden Lagersystemen, Hackgutkesseln (ab 20 kW) und Stückholzheizungen für 0,5 m und 1 m Scheite "konfrontiert", bewusst mischen sich echte Neuheiten unter die Exponate – als "Appetithäppchen" sozusagen.
"Nano" ist eine solche Neuheit: Wandbündig aufstellbar, ist der kompakte Pelletkessel mit einer Leistung von 6 und 9 kW vor allem für kleine Aufstellräume geeignet. Ein Produkt auch und gerade für das Neubausegment, denn hier bedarf es leichter Lösungen, die schnell installiert sind (Stichwort: vorinstallierte Hydraulikgruppen) und so gut wie keinen Platz benötigen (Stichwort: Platzbedarf 0,48 m²).
Entwickelt wird bei Hargassner aber nicht nur in Richtung kleinerer Leistungen, sondern natürlich auch "nach oben" hin. So konnte in diesem Jahr eine weitere Ausbaustufe des Hackgutkessels "Eco" präsentiert werden – mit einem Leistungsbereich von 70 bis 120 kW.
Hier kommt ein so genannter Stufen-Brecherrost zum Einsatz, der aus zwei hintereinander liegenden, stufig abgesetzten Drehrosten besteht, die unabhängig voneinander bewegt werden können. Beim Einsatz von Hackgut als Brennmaterial wird bei der Entaschung der vordere Drehrost geöffnet – bei einer Drehung von 360° um die eigene Achse wird die Asche vollständig entsorgt, die Restglut bleibt bestehen. Durch diese Technik können neben Hackgut auch Pellets und andere Agrarbrennstoffe wie Miscanthus verwertet werden.
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