Installation

Lösungen für die Arbeitswelt von morgen

Axel-Springer-Neubau: Gebäudeautomation und -management für hohe Ansprüche

Freitag, 30.12.2022

Im Oktober 2020 wurde der Axel-Springer-Neubau auf dem 10.000 m2 großen Lindenpark-Gelände in der Bundeshauptstadt zeremoniell eröffnet. Die Immobilie inmitten des früheren Zeitungsviertels erweitert den Berliner Standort des Medien- und Technologieunternehmens und symbolisiert die Transformation von Axel Springer zu einem hochmodernen Digitalunternehmen, das die Arbeitswelt von morgen mitgestaltet.

Die Immobilie inmitten des früheren Zeitungsviertels erweitert den Berliner Standort des Medien- und Technologieunternehmens ...
Quelle: Nils Koenning
Die Immobilie inmitten des früheren Zeitungsviertels erweitert den Berliner Standort des Medien- und Technologieunternehmens ...
... und symbolisiert die Transformation von Axel Springer zu einem hochmodernen Digitalunternehmen, das die Arbeitswelt von morgen mitgestaltet.
Quelle: Nils Koenning
... und symbolisiert die Transformation von Axel Springer zu einem hochmodernen Digitalunternehmen, das die Arbeitswelt von morgen mitgestaltet.

Das Innere des Gebäudes, das vom renommierten niederländischen Architekten Rem Koolhaas (OMA) entworfen wurde, birgt daher neben Fernsehstudios von „Welt“ nicht nur traditionelle Büroräumlichkeiten. Der kubusförmige Komplex ist außerdem durch ein 45 m hohes Atrium und miteinander verbundene Terrassen mit offenen Arbeitsbereichen geprägt, welche die Interaktion zwischen den Mitarbeitern fördern. Für den effizienten, nachhaltigen Gebäudebetrieb und komfortable Raumbedingungen sorgen moderne Gebäudeautomations- und -managementlösungen von Sauter Deutschland.

„Mit unserem Neubau wollen wir die Axel-Springer-Familie in Berlin räumlich zusammenbringen und zugleich die Zukunft des Arbeitens in der digitalen Welt durch Architektur gestalten. Es geht um ein symbolkräftiges Zuhause, aber vor allem um kulturelle Transformation durch radikal moderne Arbeitsräume“, äußerte sich Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender Axel Springer SE, zum im Oktober 2020 eröffneten Neubau. Das 13-stöckige Gebäude bietet Platz für mehr als 3.000 Mitarbeiter, die zuvor auf andere Standorte in Berlin verteilt waren. Dabei kombiniert es klassische Büronutzungsformen mit offenen Arbeitsbereichen.

Die Zielsetzung des Bauprojektes, höchste Ansprüche an ein modernes Arbeitsumfeld zu erfüllen, stellt große Anforderungen an die Gebäudeautomation, die das Unternehmen Sauter zwischen Sommer 2018 und Frühjahr 2020 nach einem Lean-Construction-Konzept umsetzte. So war es notwendig, für die effiziente und wirtschaftliche Steuerung, Regelung und Überwachung der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) – im Wesentlichen Lüftungs-, Heizungs- und Kälteanlagen sowie segmentbezogene Betriebsmittel – insgesamt 800 Systemverteiler, mehr als 850 BACnet-Teilnehmer, 2.600 DALI-Helligkeitssensoren, 5.500 DALI-Leuchten, 80 Touchpanels sowie 55 Informationsschwerpunkte zu verbauen.

Hinzu kommen das Gebäudemanagementsystem „Sauter Vision Center“ („SVC“), das gestützt durch den Zugriff auf 100.000 Datenpunkte eine gewerkeübergreifende Visualisierung, Überwachung, Bedienung und Protokollierung der haustechnischen Prozesse sicherstellt. Ein Energiemanagementsystem sorgt für einen ressourcenschonenden Betrieb und hilft, Wartungsintervalle zu optimieren. Es verfügt auf Wunsch von Axel Springer über eine automatische SAP-Exportfunktion, um die Energiekostenabrechnung der Gebäudemieter unkompliziert zu erstellen.

„Aufgrund des enormen Projektumfangs und der kurzen zeitlichen Taktung bedingt durch das Lean Management haben wir uns unter anderem für den Entwurf eines projektspezifischen Systemverteilers mit vorkonfektionierter, also steckerfertiger Verkabelung entschieden, was die Montage bei einer Gesamtzahl von 800 Verteilern insgesamt deutlich verkürzte“, erklärt Stefan Rohr, Mitarbeiter Vertrieb Systems bei Sauter. „In Ergänzung dazu wurde auch eine Art Kabelbaum konzipiert, der alle Raumautomationsaufgaben abdeckt und mit dem Systemverteiler verbunden wurde.“ Insgesamt belief sich die Zeit für die Montage und Inbetriebnahme der gesamten Gebäudeautomation daher nur auf etwas mehr als zwölf Monate.

Projektspezifischer Systemverteiler mit vorkonfektionierter Verkabelung.
Quelle: Sauter
Für die effiziente und wirtschaftliche Steuerung, Regelung und Überwachung der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) wurden insgesamt 800 Systemverteiler, mehr als 850 BACnet-Teilnehmer, 2.600 DALI-Helligkeitssensoren, 5.500 DALI-Leuchten, 80 Touchpanels sowie 55 Informationsschwerpunkte verbaut. Im Bild: projektspezifischer Systemverteiler mit vorkonfektionierter Verkabelung.

Variable Raumkonfiguration erleichtert flexible Nutzung

Das Gebäude wurde von Anfang an so geplant, dass im Fall von Umnutzungen oder Umbauten neue Anforderungen im Bereich der Gebäudeautomation mit nur minimalem Aufwand umgesetzt werden können, was eine flexible, langfristige und damit nachhaltige Verwendung der Immobilie begünstigt. Eine spezielle „Moving-Wall“-Funktion in der Software „SVC“ ist dafür entscheidend: „Die kleinsten Raumsegmente im Axel-Springer-Neubau sind 2,7 m breit, unterschiedlich lang und spiegeln eine Achse entlang eines Fensters wider“, erklärt Rohr. „Wie viele Achsen einen Raum bilden, ist damit veränderlich.“

Diese Achsflexibilität wird in der Managementbedienebene durch ein von Sauter erstelltes Gruppenprogramm realisiert, das sämtliche Aufgaben aller Raumsegmente abbildet. Jedem Raumsegment ist darin ein Master-Segment zugeordnet, die anderen Segmente arbeiten als sogenannte Slaves. „Jedes der Slave-Segmente regelt sich zwar autark, trotzdem werden auch einzelne Parameter vom Master auf die Slaves übertragen“, so Rohr. „Dazu gehören beispielsweise alle Handeingriffe über Raumbediengeräte oder Touchpanels, welche die Slaves betreffen.“ Mit dem Gruppenprogramm lassen sich insbesondere die Großräume des Axel-Springer-Neubaus flexibler regulieren, da ihre vielen Raumsegmente in verschiedene Regelbereiche gruppiert und damit zu imaginären Einzelräumen zusammengefasst werden können. Diese lassen sich separat darstellen und damit auch unabhängig bedienen.

„Selbst wenn die räumliche Aufteilung baulich verändert wird, müssen lediglich das Raumbediengerät, Präsenz-, Helligkeits- und Temperaturfühler sowie Komponenten der Schwachstromtechnik angepasst werden“, erklärt Rohr. „Darüber hinaus ist nur eine Umstellung in der Software notwendig.“ Da die Master-Slave-Zuordnungen in der Gebäudeleittechnik mit wenigen Klicks beliebig angepasst und Segmente zu neuen Räumen gruppiert werden können, ist auch bei Umbaumaßnahmen eine schnelle Reaktion gewährleistet. „So lassen sich mehrere Einzelbüros und Flure als Gruppenarbeitsplätze konfigurieren, beispielsweise indem im Grundriss Wände gelöscht werden“, so Rohr weiter. „Damit wird die Technik in den Räumlichkeiten automatisch verbunden und sichergestellt, dass beispielsweise alle vorhandenen Jalousien synchron laufen.“

Auf diese Weise lassen sich bereits eingebaute Wände auf Gebäudeautomationsebene innerhalb kurzer Zeit wieder verschieben. Die Anpassung ist im laufenden Betrieb möglich, Klimatisierung, Beschattung und Licht sind somit direkt wieder einsatzbereit. Da weder eine Neuprogrammierung noch eine bauliche Veränderung der Hardware innerhalb der Räume notwendig ist, wird viel an Zeit- und Kostenaufwand gespart.

Da direkt über den Terrassen und in den Open-Space-Bereichen keine Decken vorhanden sind, in denen Sensoren verbaut werden könnten, wurden eigens Metallstelen installiert, an denen neben den Sensoren auch Bediengeräte untergebracht wurden.
Quelle: Sauter
Da direkt über den Terrassen und in den Open-Space-Bereichen keine Decken vorhanden sind, in denen Sensoren verbaut werden könnten, wurden eigens Metallstelen installiert, an denen neben den Sensoren auch Bediengeräte untergebracht wurden.

Nachhaltigkeit durch Wettervorhersageregelung

Die Klimatisierung des Gebäudes erfolgt über drei Hauptkomponenten: Zum einen werden Unterflurkonvektoren (UFK) und Kühldecken für die individuelle und schnelle Anpassung der Raumtemperatur eingesetzt, zum anderen eine sogenannte Betonkerntemperierung (BKT) für die Grundtemperierung verwendet; insbesondere für die Kühlung des Innenbereichs. Dabei strömt durch Rohrleitungen in den Betondecken des Gebäudes Wasser, das nach Bedarf aufgeheizt oder gekühlt werden kann. Um die UFK und Kühldecken möglichst wenig nutzen zu müssen, ermöglicht Sauter die Regelung der BKT auf Basis der Wettervorhersage.

„Da sich Temperaturänderungen bei der BKT erst acht bis zehn Stunden später auf den Raum auswirken, wird die geeignete Betontemperatur auf Grundlage der Vorhersagedaten bereits am Vorabend für den Folgetag berechnet und über Nacht konditioniert“, erklärt Rohr. Im Idealfall sind die Einstellungen so genau, dass über die UFK kaum mehr Änderungen am Raumklima vorgenommen werden müssen.

Da aufgrund der im Gebäude befindlichen Fernsehstudios von „Welt“-Fernsehen eine komplett unterbrechungsfreie Kälteversorgung notwendig war, wurde zudem eine redundante Lösung eingerichtet: Der Axel-Springer-Neubau verfügt nicht nur über einen eigenen Kältekreis, sondern ist zudem an denjenigen des Bestandsgebäudes (des „goldenen Verlagshochhauses“) angeschlossen, der über eine Notschaltung die Versorgung übernehmen kann, sollte das Inhouse-System ausfallen.

Eine weitere Besonderheit im Bereich der Gebäudeautomation stellt die Konstantlichtregelung, also die präsenz- und helligkeitsabhängige Regelung dimmbarer Beleuchtungseinrichtungen mittels DALI dar. „Für ein kontrastreiches, ermüdungsfreies Arbeiten ist es entscheidend, dass die Mitarbeiter besonders auf den Tischoberflächen immer dieselbe Helligkeit haben“, erläutert Rohr. „Ändern sich die äußeren Lichtverhältnisse in Abhängigkeit von Wetter und Tageszeit, wird die Beleuchtung passend zur jeweiligen Nutzungsart mit Hilfe von Helligkeitssensoren mit möglichst minimalem Einsatz an elektrischer Energie nachgeführt.“

Besonders im Atrium stellte dies eine Herausforderung dar. Da direkt über den Terrassen und in den Open-Space-Bereichen keine Decken vorhanden sind, in denen Sensoren verbaut werden könnten, musste eine andere Möglichkeit für die Helligkeitsmessung gefunden werden. Sauter installierte daher eigens Metallstelen, an denen neben den Sensoren auch Bediengeräte untergebracht wurden. Auch die Beleuchtung selbst musste genau abgestimmt werden: „Die Strahler befinden sich teilweise in über 35 m Höhe in der Streckmetalldecke des großen Atriums“, so Rohr. „Es war daher keine leichte Aufgabe, einem bestimmten Helligkeitssensor die richtigen Strahler zuzuordnen und beispielsweise mittels Lampen in der neunten Etage die richtige Helligkeit in einem bestimmten Bereich auf einer Terrasse im ersten Obergeschoss einzustellen.“

Schon seit Frühjahr 2020 ist die gesamte Gebäudeautomation im Axel-Springer-Neubau erfolgreich in Betrieb. Sauter war nicht nur für deren Installation und Inbetriebnahme verantwortlich, sondern hat außerdem für mindestens zehn Jahre die Service- und Wartungsdienstleistung übernommen.

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