Praxisgerechte Lösungen für den Berufsalltag der Heizungsbauer im Überblick.
Nützliche Lösungen für Heizungsbauer
Montag, 08.07.2019
Wenn Fachkräfte im Handwerk zur Mangelware werden, bleibt im Grunde nur eine Lösung: Die Betriebe müssen nach Mitteln und Wegen suchen, die Mitarbeiter noch produktiver bzw. effektiver zu machen. Die gute Nachricht: Praxisgerechte Lösungen für den Berufsalltag gibt es zuhauf. Das reicht von nützlichen Apps für das Smartphone über pfiffige Arbeitshilfen bis hin zu zeitsparenden, weil vormontierten Modul-Lösungen.
Mit der Rekordbilanz für 2018 (44,6 Milliarden Euro Umsatz, ein Plus von 3,8 Prozent zum Vorjahr) ist der konjunkturelle Aufschwung bei den deutschen Heizungsbauern und Installateuren seit elf Jahren ungebrochen. Auch das Jahr 2019 sieht gut aus. "Die Leistungen unserer Betriebe sind gefragt wie selten zuvor", bestätigt Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär Heizung Klima (ZVSHK). Als größte Herausforderung der kommenden Jahre sieht er die Fachkräftesicherung. Das ist auch aus Sicht der Hersteller ein zunehmendes Problem: Fehlen Mitarbeiter beim Handwerk, stagniert der Umsatz. Das nagt bereits am traditionellen Verständnis des dreistufigen Vertriebs, entwickeln doch manche Hersteller neue Modelle, die dem Heizungsbauer eher nicht gefallen (beispielsweise Anbieter, die mit zunehmender Intensität Endkunden Wartungs- und Serviceleistungen anbieten).
Kurz: Der Heizungsbauer muss nach Mitteln und Wegen suchen, seine Montagekapazitäten zu verbessern. Im Folgenden werden einige "Best Practice"-Lösungen beleuchtet (kein Anspruch auf Vollständigkeit):
Kommunizieren und dokumentieren: Wer schreibt, der bleibt!
Gleichgültig in welchem Projektstadium man sich befindet: Das Thema "Kommunikation" bietet vermutlich immer Luft nach oben – innerhalb des eigenen Betriebs mit Kollegen bzw. dem Büro oder auch zur Terminabstimmung mit anderen Gewerken. Das verspricht beispielsweise die Handwerker-App Craftnote. Das Herzstück der App ist die Ordner- und Projektstruktur, mit der sich auch komplexere Bauvorhaben und Projekte abbilden lassen.
Durch die simple Handhabung ermöglicht Craftnote den Mitarbeitern eine schnelle und projektbasierte Erfassung von Informationen direkt auf der Baustelle. So findet die gesamte Kommunikation und Dokumentation zweckbestimmt immer innerhalb des Projektes statt. Andere Gewerke, Bauherren oder Lieferanten können mit in die Projekte eingebunden werden.
Ähnliche Aufgaben löst die digitale Baumappe Memo-Meister: Auf Knopfdruck Wichtiges (z.B. Fortschritte, Reklamationen, Wartungen) als Bild, Video oder Notiz festhalten, beschreiben und projektbezogen an einem Ort zusammenführen.
Durch das Teilen der digitalen Baumappe per Download oder das Erstellen eines Bauberichts aus Bildern und Beschreibungen werden Informationen einfach für Bauherren, Architekten oder andere Handwerksbetriebe aufbereitet und zur Verfügung gestellt.
Installieren: Warum kompliziert, wenn‘s einfach geht?
Die Hersteller können das Handwerk auf unterschiedlichen Wegen dabei unterstützen, dem Kapazitätsengpass entgegenzuwirken. Eine probate Möglichkeit ist es, einfacher zu installierende Produkte anzubieten, am besten gemäß der "Plug & Play"-Philosophie.
Eine "Plug & Play"-Lösung für Mischkreise in Heiz- und Kühlanwendungen verspricht Grundfos mit seiner "Mixit Solution": Sie besteht aus der Nassläuferumwälzpumpe "Magna3" und der neu entwickelten Regeleinheit "Mixit", in die alle erforderlichen Komponenten, wie Ventil, Sensoren und Temperaturregler, bereits integriert sind. Die "Mixit Solution" ermöglicht einen hohen Regelkomfort bei minimalem Energiebedarf. Grundlage ist eine intelligente Regelung, bei der Ventilstellung und Pumpendrehzahl aufeinander abgestimmt werden. Bereits in der Standardausführung im Stand-alone-Betrieb bietet die Regeleinheit die Möglichkeit, den Mischkreis außentemperaturgeführt mit Außentemperatur-Kompensation zu regeln. Ebenfalls integriert sind eine Nachtabsenkungs- und eine Kalenderfunktion sowie verschiedene Alarmierungsmöglichkeiten. Über die Fernbedienlösung "Go" können bei Anbindung an die Gebäudeleittechnik zudem optionale Funktionen (wie Volumenstrom-, Temperatur- und Wärmemengenbegrenzung) bis hin zu Cloud-basierten Services freigeschaltet werden.
Wer in engen Räumen arbeiten muss, wird die Pressmaschine "Romax Compact TT" von Rothenberger zu schätzen wissen: Sie besteht aus zwei Zylindern, in denen sich die schweren Komponenten gegenüberliegen – somit ist die Maschine besonders gut ausbalanciert und lässt sich gut mit einer Hand bedienen. Zudem ist sie nur 34 cm lang.
"Mit »EasyFixx« gehören bauseitige Montagefehler der Vergangenheit an", verspricht der Anbieter Sinusverteiler. Zum Hintergrund: Herkömmlich wird die Einbindung einer Druckhalte- oder Entgasungsstation im Bereich des Primärrücklaufes durch den Installateur vor Ort durchgeführt. Dazu benötigt er die Installationsanweisung und muss die Anschlüsse selbst definieren. Die Herausforderung: Um zu vermeiden, dass bereits entgastes Wasser im Kurzschluss der Entgasung zugeführt wird, muss bei Druckhalte- und Entgasungsstationen ein definierter Mindestabstand zwischen der Entnahmeleitung und der Wiedereinspeiseleitung eingehalten werden. Genau das leistet "EasyFixx" als Schnittstelle zwischen Verteilern, Pufferspeichern und "MultiFlowCentern" zur Druckhaltung und Vakuumentgasung. Durch definierte Anschlüsse bietet er die Möglichkeit, eine dynamische Druckhaltung (Reflex-"Reflexomat", -"Variomat") oder eine Vakuumentgasung (Reflex-"Servitec") über vordefinierte Anschlüsse in das Heizungssystem (im Rücklauf) oder Kühlsystem einzubinden.
Inbetriebnehmen: Auspacken und anschließen!
Wohnungsstationen werden nach Vorgabe im Werk vielfach fertig konfiguriert und müssen lediglich noch an die Heizungs- und Kaltwasserrohrleitungen angeschlossen werden – im Fall der "EvoFlat" von Danfoss mit einem "narrensicheren Click-System", wie der Anbieter betont.
Das Beispiel zeigt: Es gibt einen klar erkennbaren Trend zur Standardisierung, auch die Vorfertigung nimmt zu (in diesem Zusammenhang wächst das Angebot von Modul-Lösungen). Komplexes Innenleben, einfach montiert: Traum des Installateurs! Oder besteht da nicht die Gefahr, dass solche Aufträge am professionellen Handwerk vorbeiwandern? "Die Fachschiene wird einen starken Erosionsprozess erleben", betont dazu der "Querschiesser"-Geschäftsführer Arno Kloep. Kesselhersteller sind da ebenso aktiv wie Stadtwerke mit Contracting-Angeboten (das heißt dann beispielsweise "Rundum-sorglos-Paket für Ihre Heizung"). Um gegenzuhalten, gilt auch hier: Montagekapazitäten optimieren, auch durch "smarte" Unterstützung bei der Inbetriebnahme.
Beispiele gefällig? Damit eine Heizanlage einwandfrei arbeiten kann, ist die gleichmäßige Wärmeverteilung unabdingbar – dafür ist der berühmtberüchtigte hydraulische Abgleich zuständig. "Berüchtigt" deshalb, weil er vielfach nicht sauber durchgeführt wird. "Einfach schnell ablesen", verspricht deshalb Watts Water Technologies mit seinem statischen Abgleichventil "CF", das die Durchflussrate anpassen und regulieren kann. Wo das Einstellen herkömmlicher statischer Abgleichventile gerne bis zu fünf Minuten dauern kann, sei die "CF"-Serie in lediglich 15 Sekunden einsatzbereit, hat Watts nachgemessen. Ein einfaches Handrad erlaubt das Kalibrieren, das Display zeigt zugleich die Durchflussrate in Echtzeit an.
Oventrop macht mit seinen "Q-Tech"-Ventilen ein gleichfalls vielversprechendes Angebot in Sachen hydraulischer Abgleich ("Automatisch abgleichen, smart regeln"). Die Ventile begrenzen den Volumenstrom auf den voreingestellten Wert, lediglich die jeweils erforderlichen Volumenströme aus der Heizlastberechnung müssen bekannt sein. Ventile mit "Q-Tech" regeln und begrenzen den Volumenstrom automatisch innerhalb des eingestellten Bereichs.
Ist der hydraulische Abgleich gelungen, ist hoffentlich auch das Heizungswasser regelkonform...
Mobile Reinigungs- und Befüllsysteme sowie Systeme zum Querspülen auch für den laufenden Betrieb, um auf ein VDI 2035-konformes Heizungswasser zu kommen oder unerwünschte Stoffe aus dem Kreislauf zu entfernen, sind im Markt in beachtlicher Zahl verfügbar. Mit der "AQAtherm Move" bringt BWT nun weitere Bewegung in den Markt für die Heizungsbefüllung: Eine leichte, mobile Umkehrosmoseanlage auf Rollen, die salzarmes Wasser zum Befüllen von Heiz- und Kühlsystemen erzeugt. Das Rohwasser wird durch zwei parallel durchströmte Membran-Kartuschen aufbereitet. Ein Stromanschluss ist entbehrlich, da der Leitungsdruck für die Aufbereitung des Heizungsbefüllwassers ausreicht. Aufgrund des "Speed Connection Systems" sei der Wechsel der beiden Membran-Kartuschen ohne Werkzeug unkompliziert und schnell durchzuführen, spare dem Heizungsbauer Zeit und dessen Kunden damit Kosten.
Sollen neue Heizkörper gesetzt werden, ohne dass der komplette Heizkreislauf wasserfrei gemacht werden soll, sind Einfriersysteme hilfreich. Rothenberger verweist dazu auf sein "Rofrost Turbo R290", das mit dem Kältemittel R290 (Propan) arbeitet. Das Gerät unterstützt Anwender mit einer App, die durch den Einfriervorgang führt.
Prüfen, analysieren, warten und reparieren: Fix it!
Mit den kleinen Profi-Messgeräten "Smart Probes" von Testo messen Heizungsbauer zum Beispiel Temperatur, Druck oder Feuchte einfacher und produktiver als je zuvor. Denn die handlichen Messwerkzeuge lassen sich über eine App mit dem Smartphone oder Tablet bedienen.
Ein Beispiel: Die Wartung von Wasser- und Heizungsleitungen erfordert nicht immer eine umfangreiche Dichtheitsprüfung. Um Schwachstellen zu lokalisieren, genügt es oft, bereits den vorhandenen Druck an Wasser- und Heizleitungen über einen kurzen Zeitraum zu überprüfen. Mit der "Smart Probes"-App und dem Fühler "549i" sind Druckmessungen an Wasser- und Heizungsleitungen einfach durchzuführen (und die Messergebnisse werden professionell dokumentiert).
Ein praktisches Hilfsmittel zum Aufstöbern von Störungsursachen ist die Inspektionskamera "Roscope mini" von Rothenberger. Mit der Kamera lassen sich schlecht zugängliche Stellen gut ausleuchten und ansehen (passt in jede Werkzeugtasche).
Fazit
Die genannten Beispiele zeigen, wie der Heizungsbauer seinen Arbeitsalltag etwas "stressärmer" gestalten kann. Vielleicht erleichtert das auch dem dringend gesuchten Nachwuchs die Entscheidung, den Einstieg in das Handwerkerleben zu wagen…?
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!