Wo früher Leichtbauplatten der Firma Prix entstanden, lässt es sich heute entspannt leben:
Riviera am Ammersee
Freitag, 03.05.2024
Die Gemeinde Schondorf am Ammersee hat ein ehemaliges Gewerbegebiet in Wohnbauland umgewidmet und ein attraktives Wohnquartier in Seenähe geschaffen. Alle Gebäude werden über ein Nahwärmenetz von einem zentralen Blockheizkraftwerk (BHKW) energieeffizient versorgt.
Schondorf liegt am Ammersee, etwa auf halber Strecke zwischen München und Augsburg und am Westufer des drittgrößten Voralpensees in Bayern. Der Luftkurort hat rund 4.000 Einwohner – und ist als Wohnort sehr beliebt. Entsprechend hoch ist die Nachfrage nach Wohnraum. Für den Schondorfer Gemeinderat war das 2015 der Anlass, das vormals gewerblich genutzte Prix-Areal mitten im Ort zu Wohnbauland umzuwidmen.
Der Planungsbereich umfasste eine Fläche von rund 17.600 m2. Nachdem die Gemeinde das Areal erworben hatte, erstellte sie einen Bebauungsplan für das Gelände. Den Auftrag für die Bebauung erhielt die Wüstenrot Haus- & Städtebau GmbH. Baubeginn des vom Architekturbüro Knoop & Rödl geplanten Projekts war schließlich im Herbst 2020. Seit Ende 2022 ist das Gelände nun schon bewohnt.
Das Wohnquartier „A Riva“ liegt nur wenige Gehminuten von der beliebten Uferpromenade entfernt – und bietet den Bewohnern beste Voraussetzungen für eine hohe Lebensqualität. Die einzelnen Wohngebäude verteilen sich großzügig auf dem Grundstück – zwischen den Häusern befinden sich weitläufige, grüne Freiräume. Auch an einen Spielplatz wurde gedacht.
Gebaut wurden zwei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 59 Zwei- bis Vier-Zimmer-Eigentumswohnungen (46 bis 94 m2 Wohnfläche) und 16 Reihenhäuser (175 bis 205 m2 Wohnfläche), darunter Galerie-Eckhäuser mit separat zugänglicher Einliegerwohnung.
Bei der Planung des Quartiers und der Ausstattung der Wohneinheiten stand das Thema „Wohlfühlen“ im Vordergrund: Große Fensterfronten, offene Wohn-Essbereiche, Eichenparkett und Fußbodenheizung oder bodengleiche Duschen in den Markenbädern sind in den Wohneinheiten Standard. Für zusätzlichen Komfort sorgen Aufzüge. Auch eine Tiefgarage mit Einzelstellplätzen und oberirdische Stellplätze stehen zur Verfügung. Ein weiteres Highlight: Wer hier wohnt, hat seinen Platz im Freien sicher. Denn jede Wohnung besitzt eine Terrasse mit Garten oder einen Balkon. Auch zu jedem Reihenhaus gehört ein großzügiger Garten und Vorgarten.
Für das neue Wohnquartier hat der Energiespezialist Lava Energy das Konzept für die Energieversorgung erstellt. Der Dienstleister setzt sich für Lösungen ein, die Mensch und Umwelt im Blick haben – und hat die Vision, alle Immobilien klimaneutral zu versorgen. Im Wohnquartier liefert eine zentrale Energieerzeugungsanlage für alle Wohneinheiten Energie zum Heizen und für die Warmwasserbereitung sowie Strom nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK): nämlich ein Gas-Blockheizkraftwerk mit zusätzlichen Pufferspeichern, um die Laufzeiten zu optimieren. Der Heizraum und die einzelnen Gebäude sind über ein Nahwärmenetz verbunden. Dieses ist als Heißwassernetz ausgeführt. Auch beim Stromkonzept setzte Lava Energy auf nachhaltige Lösungen: So wurde beispielsweise darauf geachtet, dass genügend Lademöglichkeiten für Elektroautos vorhanden sind.
Heißwassernetz sorgt für Nahwärme
Das 600 Meter lange Nahwärmenetz wurde mit dem Rohrsystem Uponor-„Ecoflex VIP“ umgesetzt. Der dafür ausschlaggebende Grund: Es verbessert die CO2-Bilanz des Nahwärmenetzes im Vergleich zu anderen Systemen deutlich. Dafür verantwortlich sind sogenannte Vakuum-Isolations-Paneele (VIP): Sie bieten sehr gute Dämmeigenschaften, Wärmeverluste können damit, nach Herstellerangaben, um bis zu 60 Prozent reduziert werden. Weitere Vorteile der Rohrlösung sind ihre Flexibilität und ihr geringer Außendurchmesser.
Josef Witzenberger, der das Projekt bei Uponor betreut hat, erklärt: „Die Installationszeit der flexiblen und ver-gleichsweise dünnen »Ecoflex VIP«-Rohre reduziert sich im Vergleich zu flexiblen Rohren mit PUR-Schaum-Dämmung um bis zu 20 Prozent und im Vergleich zu Stahlrohren um mehr als die Hälfte.“ Dass die Entscheidung für „Ecoflex VIP“ sowohl in ökologischer als auch ökonomischer Hinsicht nachhaltig ist, betont Wit-zenberger dabei: „Die rund zwölf Prozent höheren Kosten für den Bauherren im Vergleich zu anderen Systemen rechnen sich sehr schnell, sie amortisieren sich bereits nach rund drei Jahren.“
Eine Zukunftslösung?!
Das Prinzip Nahwärme ist so einfach, wie wirkungsvoll: Eine Energiezentrale versorgt mehrere Gebäude, Quartiere oder ganze Dörfer mit Wärme. Dafür wird in der Energiezentrale Wasser erwärmt und über gut isolierte Leitungen zu den einzelnen Gebäuden verteilt. Über Wärmeübergabestationen gelangt die thermische Energie dann in das Heizungssystem des Gebäudes.
Als Heiztechnik kommen verschiedene Technologien in Frage: außer Blockheizkraftwerken, wie es im neuen Wohnquartier in Schondorf der Fall ist, vor allem Wärmepumpen, Holzhackschnitzel-Heizungen oder Solarthermieanlagen – aber auch die Abwärme von nahen Produktionsprozessen kann als Wärmequelle dienen. Im Hinblick auf die Energiewende ist Nahwärme deshalb von großer Bedeutung. Entsprechend fördert der Bund den Anschluss an Nah- und Fernwärmenetze.
Dabei lässt sich Nahwärme nicht nur in Neubauquartieren nutzen, auch Bestandsgebäude können zu „Quartieren“ zusammengefasst und mit Nahwärme versorgt werden. Bei der Umsetzung müssen die Planer dann selbstverständlich die bestehende Gebäudetechnik in den unterschiedlichen Gebäuden beachten.
Wie Nahwärmenetze erfolgreich geplant und umgesetzt werden können, zeigt das neu entstandene Quartier auf dem ehemaligen Prix-Gelände: Die Effizienz der Kraft-Wärme-Kopplung wird genutzt, um alle Wohneinheiten mit Wärme und Strom zu versorgen. Weil darauf geachtet wurde, dass die Netzverluste möglichst gering sind, ist dabei eine sehr effektive und sparsame Energieversorgung entstanden. Kurz: Eine rundum nachhaltige Lösung.
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