Installation

Thomas Jung berichtet über Trends bei der Thermografie im Gebäudebereich

Auflösung und thermische Empfindlichkeit entscheiden

Dienstag, 13.09.2016

Der Einsatzbereich der Thermografie im Gebäudebereich ist vielfältig. Mit der Technik lassen sich Probleme vor Ort schnell lokalisieren. Wichtig sind die Auflösung des IR-Detektors und die thermische Empfindlichkeit der Kamera, erläutert Thomas Jung, Sales Director Central Europe Instruments bei der Flir Systems GmbH, gegenüber dem HeizungsJournal. Eine Schulung hilft Anwendern, Messfehler im Einsatz zu vermeiden.

Thomas Jung, Sales Director Central Europe Instruments bei der Flir Systems GmbH.
Quelle: Flir Systems
Thomas Jung, Sales Director Central Europe Instruments bei der Flir Systems GmbH.

Für welche Anwendungen im Gebäudesegment bietet sich heutzutage die Thermografie als Messinstrument an? Und wen sehen Sie, neben dem klassischen Energieberater, als möglichen Anwender?

Die Thermografietechnik bietet sich für alle Bereiche rund um das Gebäude an. Bei der schnellen und exakten Lokalisierung von Problemen in der Wasserversorgung (undichte Rohre unter Putz), der Heizung und im Klima- und Lüftungsbereich sind Infrarotkameras mittlerweile kaum noch wegzudenken. Außerdem helfen sie, Schäden und Energieverluste an der Gebäudehülle zu ermitteln, wozu auch potentielle Probleme an Türen, Fenstern usw. zählen. Auch bei der Prüfung der Elektrik auf eventuelle Probleme finden Wärmebildkameras Einsatz. Daneben lässt sich mit einer Infrarotkamera auch die korrekte Durchführung von Arbeiten (in Innenausbau, Neubau oder Sanierung) schnell und einfach demonstrieren und dokumentieren.

Die FLIR C2 lokalisiert mittels Thermografie eine warme Rohrleitung hinter einer Wanduhr.
Quelle: Flir Systems
Mittels Thermografie (wie hier mit der C2) lässt sich die warme Rohrleitung hinter der Wanduhr schnell lokalisieren.

Gibt es „die Standardlösung“ bei den Wärmebildkameras oder muss je nach Einsatz unterschieden werden? Und wieweit reicht das Angebotsspektrum?

Das Einsatzspektrum ist vielseitig und kann je nach Anforderung durchaus mit einer einzigen Kamera gelöst werden. Hierbei ist allerdings entscheidend, wie hoch die Auflösung des IR-Detektors ist. Noch wichtiger ist die thermische Empfindlichkeit der Kamera. Flir sieht sich in diesem Zusammenhang nicht nur als weltweiter Marktführer für Wärmebildkameratechnologie, sondern nimmt auch eine sehr aktive Rolle in der Weiterentwicklung ein – sowohl, was immer günstigere Preise für unsere Kunden betrifft, als auch in der Einführung neuer technischer Lösungen.

Preislich beginnt das Angebotsspektrum bei einer Auflösung von 160 x 120 Pixel bereits im Bereich um die 250 Euro – und endet mit unserer Profikamera Flir T1020 mit 1024 x 768 Messpixeln bei circa 40.000 Euro. Daraus wird natürlich auch deutlich, dass ein Gerät im unteren Preissegment nicht sämtliche Probleme detektieren kann, die eine Kamera mit einer ungleich höheren Auflösung und thermischen Empfindlichkeit sichtbar macht. Damit auch mit vergleichsweise geringen Infrarotauflösungen aussagefähige Aufnahmen möglich sind, haben wir verschiedene Bildverbesserungsalgorithmen (z. B. MSX) entwickelt.

Die
Quelle: Flir Systems
Die T1020 bietet 1024 x 768 Messpixel.

Welche Bedeutung kommt der Bildqualität zu? Und welche Möglichkeiten bieten sich bereits an?

Die Bildqualität ist einer der bedeutendsten Faktoren. Um sie bereits für relativ niedrige IR-Auflösungen zu optimieren, verfügen alle Flir-Kameras über die patentierte MSX-Funktion. Hierbei werden Konturen aus dem visuellen Bild ins Infrarotbild übertragen. Damit erreicht man eine deutlich bessere Detailschärfe – und außerdem werden Beschriftungen auf dem Objekt im kombinierten Bild sichtbar. Für unsere Spitzenkameras haben wir UltraMax entwickelt, eine einzigartige Bildverarbeitungsfunktion, welche die natürliche Bewegung des menschlichen Körpers nutzt, um IR-Auflösung und Empfindlichkeit zu verbessern. UltraMax-Bilder weisen vier Mal so viele thermische Pixel, eine doppelt so hohe Auflösung und eine um 50 Prozent höhere Empfindlichkeit im Vergleich zu unbearbeiteten Wärmebildern auf.

Ein mittels Thermografie erzeugtes Bild auf einem Smartphone.
Quelle: Flir Systems
Das Modell one für den Einsatz mit iPhone oder Android.

Wie groß ist die Gefahr von Messfehlern? Und wieweit empfehlen Sie spezielle Schulungen für den Einsatz der Thermografie?

Bei der Thermografie handelt es sich um ein Messverfahren, bei dem es auch auf die Kompetenz des Anwenders ankommt. Wie bei anderen Messverfahren bietet es sich für den Nutzer an, eine gewisse Grundlage durch eine spezielle Schulung zu erlernen.

Ein Beispiel für potentielle Fehler: Verschiedene Materialien geben Wärmestrahlung unterschiedlich stark wieder ab. Ein Emissionsgrad für Holz kann z. B. bei 0,94 liegen (Buchenholz). Blanke oder polierte Metalloberflächen verfügen dagegen über besonders niedrige Emissionsgrade (z. T. nur 0,3). Wer nun ein solches Metallobjekt thermografiert, seine Kamera aber noch auf eine Holzvertäfelung kalibriert hat, erhält keine exakten Temperaturdaten, sondern lediglich bunte Bilder.

Um so etwas zu vermeiden, bietet unser Infrared Training Center (ITC) Schulungen in fast 50 Ländern und in über 20 Sprachen – vom Grundlagenseminar über Zertifizierungskurse bis zu sehr spezialisierten Anwenderkursen. Das Angebot findet man online unter: www.irtraining.eu.

Von Robert Donnerbauer
Redaktion, Heizungs-Journal Verlags-GmbH
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