Anfang September 2022 fand der „1. Wärmepumpen-Tag“ der Vaillant Group statt. Das Unternehmen informierte in Remscheid über die Entwicklung des Wärmepumpengeschäfts und gab Einblick in die Technologieentwicklung. Ziele seien mehr Effizienz, mehr Flexibilität und mehr Leistung. Ein Besuch des Forschungs- und Entwicklungszentrums und der Produktion rundeten das Tagesprogramm ab.
Vaillant pusht Entwicklung der Wärmepumpe
„1. Wärmepumpen-Tag“ im Johann Vaillant Technology Center in Remscheid
Freitag, 06.01.2023
„Wir sind Wärmepumpe!“ Mit diesen einleitenden Worten unterstrich Dr. Tillmann von Schroeter, Geschäftsführer von Vaillant Deutschland, am 5. September 2022 im Johann Vaillant Technology Center (JVTC) in Remscheid den Wandel des Traditionsunternehmens. Anlass war der „1. Wärmepumpen-Tag“ der Vaillant Group. Auf dem Programm standen an diesem Tag Informationen über die Entwicklung des Wärmepumpengeschäfts, Einblicke in die Technologieentwicklung sowie ein Besuch des neuen Forschungs- und Entwicklungszentrums JVTC sowie der benachbarten Produktion.
Es war nach zwei Corona-Jahren eine willkommene Gelegenheit, an ihrem Stammsitz in Remscheid den nach dem Firmengründer Johann Vaillant benannten neuen Gebäudekomplex JVTC der Fachpresse vorzustellen. Im JVTC hat die Vaillant Group die zentralen Entwicklungsaktivitäten des Unternehmens gebündelt, um Innovationszyklen zu beschleunigen. Es besteht aus drei Gebäudeteilen mit insgesamt 9.000 Quadratmeter Fläche auf drei Etagen: zwei Verwaltungsgebäude und ein Testcenter. Rund 600 Mitarbeiter aus allen am Produktentstehungsprozess beteiligten Abteilungen arbeiten hier zusammen. Die Entwicklungsschwerpunkte liegen auf elektrischen Wärmepumpen, Gas-Brennwerttechnik, Wasserstoff-Heizgeräten sowie digitalen Serviceangeboten für Fachhandwerker und smarten Lösungen für Heizungsbesitzer. Das Testcenter beherbergt über 230 Prüfstände – davon allein 40 für Wärmepumpen.
Zu den Aufgaben des Testcenters zählen Testung, Prüfung und Zertifizierung sämtlicher Produkte von der Prototypenphase bis zur Serienreife. Zu den Testverfahren gehören beispielsweise Materialbeschaffenheit, Geräuschemission, elektromagnetische Verträglichkeit oder Lebensdauerprüfung – auch unter klimatischen Extremsituationen (sprich: Temperaturen von -20 bis 45 °C und Luftfeuchtigkeiten von 30 bis 95 Prozent).
Dabei gewinnt, wie im Heizungsmarkt allgemein, die elektrische Wärmepumpe als Schlüsseltechnologie für die Energiewende im Gebäudesektor rasant an Bedeutung. Der größte Teil des weltweiten Absatzes entfällt auf China, Japan und die USA. Nur rund 20 Prozent der Nachfrage sind Europa zuzuordnen. Wobei dabei sowohl wasser- als auch luftgeführte Verteilsysteme betrachtet werden. In Asien dominieren luftgeführte Systeme. In Zentraleuropa und Skandinavien kommen zur Heizung eher wassergeführte Systeme zum Einsatz.
Der europäische Wärmepumpenbestand beläuft sich auf 17 Millionen Einheiten, informierte Vaillant. Mit 2,2 Millionen in Europa verkauften Geräten wurde im Jahr 2021 ein neuer Rekord erzielt. Führend hier war Frankreich mit 537.000 verkauften Einheiten. Es folgten Italien mit 380.000 und Deutschland mit 177.500 verkauften Einheiten (154.000 Heizungswärmepumpen und 23.500 Warmwasserwärmepumpen). Ein Viertel der in Deutschland im vergangenen Jahr verkauften Heizungswärmepumpen wurde dabei als Ersatz für eine alte Ölheizung geordert.
Auch in diesem Jahr befinden sich Wärmepumpen hierzulande weiter auf der Überholspur, unterstrich von Schroeter. Der Angriff Russlands auf die Ukraine und die Energiekrise haben zum einen die Nachfrage nach nachhaltigen Heizsystemen, wie Wärmepumpen, massiv angetrieben und zum anderen die Nachfrage nach neuen Gasheizungen deutlich gebremst. Für die Hersteller sei die Lage dabei weiter herausfordernd. Die Situation in den weltweiten Beschaffungsmärkten und in den Lieferketten bleibe angespannt, Pumpen, Gebläse und Mikrochips bleiben Mangelware. Herausfordernd auch die Situation im SHK-Handwerk. Über 50 Prozent der Handwerker hätten keine Erfahrung mit Wärmepumpen in der Sanierung. Zudem würden im Handwerk bis 2030 rund 60.000 Fachkräfte fehlen.
Trotzdem befinde sich Vaillant voll im Wandel von der traditionellen Gas-Company zu einer führenden Wärmepumpen-Company, betonte von Schroeter. Im Monat Juli 2022 lag der Auftragseingang bei Wärmepumpen erstmals höher als bei den gesamten fossilen Wärmeerzeugern. „Trotz Störungen in der Lieferkette und herausfordernder Kapazitätserweiterung im Handwerk wachsen wir deutlich über Markt.“ Vaillant habe frühzeitig Wärmepumpen speziell für die Modernisierung von Ein- und Mehrfamilienhäusern entwickelt, begründete von Schroeter den Markterfolg. Er sprach vom „Game Changer für die Wärmewende im Gebäudesektor“. So könnten rund fünf Millionen bestehende Gebäude in Deutschland ohne Probleme Wärmepumpen nutzen.
Für Elmar Zippel, Director Group R&D Heat Pump Integration bei Vaillant, spielen Wärmepumpen mit umweltschonenden natürlichen Kältemitteln eine zentrale Rolle für die Energiewende in Gebäuden. Vaillant setze daher bereits auf das Kältemittel R290 (Propan) mit einem äußerst niedrigen GWP von 3 (GWP = Global Warming Potential). Seit 2020 sei die Luft/Wasser-Wärmepumpe aroTherm plus mit R290 im Markt. Sie zeichne sich durch einen erweiterten Betriebsbereich mit Vorlauftemperaturen von bis zu 80 °C aus. Das Thema natürliche Kältemittel gehöre denn auch zu den aktuell laufenden Entwicklungsprojekten. Darüber hinaus beschäftige man sich mit höheren Leistungsklassen, einer Portfolioerweiterung insbesondere für den Einsatz im Bestand, Lösungen für Mehrfamilienhäuser sowie kleineren Wärmepumpen für den Neubau oder das Objektgeschäft. Großen Wert lege man dabei auf die Verbesserung der Produkte durch kontinuierliches Kundenfeedback. Wichtiges Thema sei auch die Digitalisierung. Sie biete Vorteile bei Planung und Inbetriebnahme, bei der präventiven Wartung, der Fehlerdiagnose, der Effizienz- und Systemoptimierung sowie bei einem intelligenten Energiemanagement. Zippel: „Zukünftige Online- und Cloud-Dienste werden auch in der Haustechnik immer wichtiger.“
„Unsere Wärmepumpen können in Millionen deutschen Bestandsbauten eingesetzt und effizient betrieben werden“, unterstrich Henning Wilmes, Produktmanager bei Vaillant Deutschland. Zur Untermauerung stellte er verschiedene Beispiele aus der Praxis vor, bei denen unter dem Werbemotto „Geht nicht? Geht doch!“ Modernisierungsprojekte umgesetzt wurden. Dem Handwerk helfe man bei der jetzt notwendigen Transformation weg vom traditionellen Gas/Öl-Geschäft hin zur Wärmepumpe mit „handfestem Support“. Dies beginne beim Wissenstransfer (mit Weiterbildungsangeboten und individuellen Trainingsempfehlungen) und der Planungsunterstützung (mit einem Wärmepumpen-Schnellauslegungstool). Dann unterstütze man das Handwerk bei der Installation (durch erfahrene Mitarbeiter) und Inbetriebnahme (mit dem InteractiveServiceAssistant – ISA). Und schließlich bringe man Erfahrung für die spätere Optimierung im Feld mit ein (mit Fernoptimierung und der App myVaillant Pro).
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