Im Gespräch mit Beate Schmidt-Menig von der ÖkoFEN Heiztechnik GmbH.
Wir "brennen" für die Pelletheizung
Donnerstag, 18.07.2019
Der Name ÖkoFEN steht für modernes, effizientes Heizen mit umweltfreundlicher und erneuerbarer Energie aus Pellets. Was im Jahr 1989 mit einer zündenden Idee des Firmengründers Herbert Ortner begann, wird heute als Unternehmen mit 17 Ländervertretungen weltweit fortgeführt. Beate Schmidt-Menig, Geschäftsführerin Marketing und Vertrieb bei der ÖkoFEN Heiztechnik GmbH, gibt im Interview mit dem HeizungsJournal Einblicke in die Unternehmensstrategie und Erfolgsfaktoren.
Sehr geehrte Frau Schmidt-Menig, der Firmenname "ÖkoFEN" verrät es ja schon (fast): Sie und Ihre Mitarbeiter sind im Bereich der regenerativen Heiztechnik zu Hause. Für was steht denn eigentlich das Kürzel "FEN"?
Das Kürzel "FEN" steht für "Forschung und Entwicklung" und genau dies beschreibt uns am besten. Die stetige Weiterentwicklung und das Ziel der Technologieführerschaft nahmen von Beginn an eine führende Rolle in unserer Firmenphilosophie ein. Als Pelletheizungsspezialist bieten wir eine rein ökologisch orientierte Produktpalette. Diese umfasst ein aufeinander abgestimmtes Haustechnikkonzept sowie das komplette Zubehör für das Heizen mit klimafreundlichen Holzpellets und Solarenergie.
In diesem Jahr feiern wir 30-jähriges Firmenjubiläum und können auf einige Innovationen, wie zum Beispiel die erste typengeprüfte Pelletheizung, die wir 1997 auf den Markt brachten, oder den weltweit ersten Pelletkessel mit Brennwerttechnik (2004), zurückblicken. 2012 startete der Feldtest der stromerzeugenden Pelletheizung und 2015 gelang uns die erfolgreiche Einführung der "Condens"-Technologie. Mittlerweile sind weltweit etwa 90.000 Anlagen installiert, die über 6,5 Millionen Tonnen CO2 eingespart haben.
Sie fahren eine klare Produktpolitik, sprich: ÖkoFEN konzentriert sich rein auf die Forschung, Entwicklung, Fertigung und den Vertrieb von Pelletheizungen und stromerzeugenden Pelletheizungen. Für andere Heizgerätehersteller bzw. Holzkesselhersteller geht diese Rechnung nicht mehr auf, sodass diese ihre Produktprogramme in alle Richtungen (Wärmepumpe, Kaminöfen etc.) erweitert haben. Wie gelingt Ihnen die Spezialisierung?
Wir haben uns bereits sehr früh – als einziges Unternehmen in Europa – spezialisiert, weil wir der Überzeugung sind, dass Spezialisten in ihrem Kerngeschäft langfristig erfolgreicher sind als Generalisten. Das zeigt sich ja auch in vielen Beispielen außerhalb der Heizungsindustrie.
Unternehmen mit einem klaren Fokus auf ihre Kernkompetenz bauen leichter eine starke Marke auf und werden als Experten wahrgenommen. Unsere aktuelle Produktpalette und das Wachstum in den letzten Jahren bestärken uns darin. Wir konnten 2018 als das erfolgreichste Jahr der Firmengeschichte mit einem Umsatzwachstum von 25 Prozent verzeichnen. Die Einführung der Pelletbrennwerttechnik und die Entwicklung der stromerzeugenden Pelletheizung waren für uns wichtige und wegweisende Innovationen. Würde unsere Entwicklungsabteilung nicht ständig hinterfragen, wie der Pelletkessel noch effizienter, komfortabler, zuverlässiger und moderner werden kann, sondern sich um eine Vielzahl von Produktkategorien kümmern müssen, würde es diese Innovationsvielfalt vermutlich nicht geben. Ein weiterer positiver Aspekt der Spezialisierung ist aber nicht nur produktseitig zu erklären, sondern auch vertriebsseitig zu sehen. Viele unserer langjährigen Partner im Fachhandwerk sehen das ähnlich und sind deswegen als Pellets-Experten erfolgreich.
Sind denn die artverwandten Bereiche (also: Stückholz- und Hackgutkessel) für ÖkoFEN nicht auch "verlockend"?
Sicherlich ist es für Unternehmen wichtig, sich von Zeit zu Zeit zu fragen, ob es noch zusätzliche Produktions- und Vertriebsmöglichkeiten gibt und ob die Geschäftsausrichtung auch weiterhin zukunftsfähig ist. Aber wie Sie gerade selbst gesagt haben, geht für andere Holzkesselhersteller diese Rechnung nicht mehr auf, sodass diese ihr Produktprogramm beispielsweise auch in Richtung Wärmepumpe ergänzt haben, weil der Scheitholzmarkt seit Jahren stark rückläufig ist.
Wir schätzen die Zukunftsfähigkeit von Innovationen bei Pelletheizungen stärker ein und besinnen uns immer wieder neu auf unsere Kernkompetenz. Nicht Diversifikation, sondern die Entwicklung von Innovationen in autarken Energiesystemen, basierend auf unserer nachhaltigen Pelletstechnologie, sehen wir als unsere Zukunft.
Kurz und bündig: Mit welchen Produktdetails und Installationsvorteilen heben sich Ihre Pelletheizungen also vom "Rest der Welt" ab?
Extrem saubere Verbrennung, geringe Emissionen, hohe Wirkungsgrade – vor allem bei den Brennwertbaureihen –, Verarbeitung hoch qualitativer Materialien, geringe Fehler- und Reklamationsquote, extrem hohe Zuverlässigkeit, ausgereifte Technik und eine damit einhergehende Kundenzufriedenheit von 97 Prozent.
Dazu kommen geringe Baugrößen, die auch im kleinsten Haustechnikraum Platz finden und die sich einfach einbringen lassen. Wir setzen auf das Prinzip "plug & heat", also steckerfertige Kessel, die das Fachhandwerk zeitsparend installieren kann. Verbraucherfreundliche, intuitiv zu bedienende Touchregler mit Online-Wetterfunktionen, Sprachsteuerungen, die sich ganz modern per App oder auch Tablet von jedem Ort der Welt bedienen lassen, runden das Programm ab.
Inwiefern hat sich Ihr Kern-Produkt – die Pelletheizung mit Brennwerttechnik – am Markt etabliert? Wie lauten die Erfahrungen des installierenden Fachhandwerks und der Nutzer? ÖkoFEN gilt ja im Marktsegment der Holzheizung als "Brennwert-Pionier"…
Europaweit gesehen, verkaufen wir aktuell 50 Prozent unserer Anlagen als Pelletbrennwertkessel. In Deutschland ist ÖkoFEN in diesem Marktsegment führend. Gemäß der offiziellen Förderstatistik des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stammten 76 Prozent der in Deutschland geförderten Pelletbrennwertkessel 2017 aus dem Hause ÖkoFEN. Das hat uns natürlich sehr gefreut und auch stolz gemacht, zumal wir ja sehr lange als "Exoten" unter den Kollegen galten.
Bereits 2004 haben wir den weltweit ersten Pelletkessel mit Brennwerttechnik vorgestellt. Diese Vorreiterrolle macht sich heute bezahlt. Von unseren Fachhandwerks-Partnern bekommen wir großes Lob für die einfache Einbringung, Montagefreundlichkeit und Zuverlässigkeit im Betrieb. Mit über 10.000 Brennwertkesseln auf dem Markt haben wir natürlich einen sehr großen Vorsprung!
Apropos "Erfahrungen": Mit der stromerzeugenden Pelletheizung für das Einfamilienhaus "Pellematic Condens_e" (Nenn-Leistung, thermisch: 9 kW/Nenn-Leistung, elektrisch: 600 W) haben Sie eine (KWK-)Lösung im Programm, welche dem "Energieautarkie"-Ansatz bzw. "Dezentralisierungs"-Gedanken voll Rechnung trägt. In Kombination mit einem "smarten" Energiemanagement, Stromspeicher und einer entsprechenden PV-Anlage ist das ja – theoretisch – schlüssig realisierbar. Wie sind damit die Erfahrungen in der Praxis?
Es ist nicht nur theoretisch realisierbar, sondern wir installieren diese Anlagen bereits europaweit. Auch die Option, die Brennwertkessel mit einem "eReady"-Paket zu bestellen, das eine spätere Nachrüstung des Stirlingmotors ermöglicht, wird vielfach genutzt. Genau das ist auch das Prinzip: Heute schon an morgen denken und zeitgemäß investieren. Viele der Kunden haben bereits eine PV-Anlage und sind im Begriff, sich einen Batteriespeicher anzuschaffen. Im Keller läuft jedoch oftmals noch eine alte, ineffiziente Ölheizung. So kann sich der Kunde heute schon für den richtigen Pelletbrennwertkessel entscheiden und den Stromerzeuger auf Wunsch später nachrüsten. Durch den modularen Aufbau kann eine flexible und zeitversetzte Investition der einzelnen Komponenten erfolgen und etappenweise mit dem "myEnergy365"-Konzept, der Traum vom stromautarken Haus, wahr werden! Wir erreichen auch in der Kommunikation darüber Zielgruppen, die sich vorher nicht unbedingt für Holzheizungen interessiert haben.
Der Umgang mit dem Brennstoff Holz im Allgemeinen und Pellets im Speziellen sowie die Installation, Inbetriebnahme und der Service von (stromerzeugenden) Pelletheizungen (mit und ohne Brennwerttechnik) erfordern Sach- und Fachkunde. Inwiefern unterstützen Sie das ausführende Fachhandwerk, zum Beispiel in Sachen Weiterbildung oder Planungsunterstützung?
Wir haben eine renommierte Seminarreihe mit modular aufgebautem Schulungsprogramm, das wir seit vielen Jahren deutschlandweit an sieben Standorten anbieten. In diesem Jahr haben wir die ÖkoFEN Pelletakademie um zusätzliche Online-Webinare ergänzt, bei denen der Fachhandwerker, Architekt oder Planer seine Fachinformationen flexibel und zeitsparend erhält.
Zudem unterstützen wir das Fachhandwerk vertrieblich und technisch in allen Belangen. Unsere Fachhandwerker-Services reichen von der Endkundenberatung, über Hilfe bei der Montage und Einbringung, der fachgerechten Inbetriebnahme, einen Hydraulikschemen-Konfigurator, kostenlose Kaminberechnungen, 3D-Heizraumplanungen bis hin zu einem Experten-Förderservice und vielem mehr.
Zu guter Letzt: Wie schätzen Sie den Pelletheizungsmarkt für 2019 und 2020 ein?
Das vergangene Jahr war das erfolgreichste der Firmengeschichte mit einer Umsatzsteigerung von 25 Prozent. Hier lag der Großteil des Geschäftserfolges im Export und in der Erschließung neuer Märkte. Aber auch in etablierten Ländern wie Österreich, Frankreich und Deutschland konnten wir den Absatz steigern. In Deutschland ist das vor allem auf das Produktsegment Brennwerttechnik zurückzuführen. Die aktuelle Klimaschutzdiskussion schafft wieder ein Bewusstsein in der Bevölkerung und verleiht auch unserem Thema Rückenwind. Das Jahr 2019 ist recht gut gestartet und wir erwarten in diesem, wie auch im nächsten Jahr weiterhin ein moderates Wachstum.
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