KWK

Zentrales Heizsystem mit BHKW versorgt Wohnsiedlung

Donnerstag, 03.08.2017

Die Wohnsiedlung

Lange stand die Wohnsiedlung Marshall Heights im fränkischen Kitzingen bei Würzburg leer: Als die US Army aus der Stadt abzog, hinterließ sie die "Housing Area", die zusammen mit den zwei Kasernen Harvey Barracks und Larson Barracks bis zu 3.500 amerikanische Soldaten und ihre Familien beheimatet hatte.

Knapp zehn Jahre später kehrte das Leben zurück nach Marshall Heights, als ein Objektentwickler aus der Region das Gelände erwarb, die Gebäude nach und nach sanierte und vorrangig an Familien weiterverkaufte, die auf der Suche nach bezahlbarem Wohnraum im Umfeld von Würzburg waren.

Das Panorama der Wohnsiedlung Marshall Heights in Kitzingen.
Quelle: depositphotos.com/Haenson / https://de.depositphotos.com/Haenson
Die Wohnsiedlung Marshall Heights in Kitzingen stand nach Abzug der US Army leer. 2016 zogen die ersten neuen Bewohner ein.

Marshall Heights bietet in Ein- und Mehrfamilienhäusern Platz für insgesamt bis zu 2.000 Bewohner. Die Siedlung punktet mit ihrer verkehrsberuhigten Lage, großzügigen Grünflächen, dem malerischen Ausblick über die Weinberge im Umland – und einer modernen zentralen Wärme- und Warmwasserversorgung.

Versorgung mit Kraft-Wärme-Kopplung

Die Anlage besteht aus einem Blockheizkraftwerk "Loganova EN140", zwei Gas-Brennwertkesseln "Logano plus SB745-800" und zwei Pufferspeichern "Logalux P5500" von Buderus und versorgt die bereits bewohnten Einfamilienhäuser mit Heizung, Warmwasser und Strom.

Das Blockheizkraftwerk
Quelle: Buderus
Das Blockheizkraftwerk "Loganova EN140" erzeugt Strom und Wärme.

Das Blockheizkraftwerk (BHKW) Loganova EN140 erzeugt sowohl Wärme als auch Strom – dieses Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung eignet sich besonders für große Objekte mit einem hohen Strom- und Wärmebedarf während des ganzen Jahres.

"Weil wir in Marshall Heights so viele Wohneinheiten mit Energie versorgen müssen, lag es auf der Hand, ein BHKW zu nutzen", sagt Norbert Lucas von HWH Engineering in Iphofen, der die Planung der Anlage verantwortet hat.

Im Inneren des BHKW arbeiten ein Gasmotor, ein Drehstromgenerator und ein Wärmetauschersystem zusammen. Für die Stromerzeugung treibt der Motor den Generator an, der Strom wird entsprechend des aktuellen Bedarfs genutzt oder ins Netz eingespeist. Die bei der Energieumwandlung entstehende Abwärme wird über einen Glattrohrwärmetauscher an das angeschlossene Heizungssystem übertragen.

Die Grafik zeigt die Funktion des
Quelle: Buderus
Funktionsgrafik des BHKW "Loganova EN140".

Das BHKW ist auf lange Laufzeiten ausgelegt: Je länger es läuft, desto mehr Strom erzeugt es und desto wirtschaftlicher ist sein Betrieb. Zudem ist es besonders effizient: Die Energie des Brennstoffs Gas nutzt es zu rund 92 Prozent aus und im Vergleich zur herkömmlichen getrennten Energieerzeugung spart das BHKW rund 40 Prozent der erforderlichen Primärenergie und damit auch CO2-Emissionen.

Für die SHK-Fachfirma RGT aus Estenfeld erwiesen sich die schmale Form und die Modulbauweise des BHKW als klarer Vorteil: "Die Installation des BHKW war schnell und unkompliziert", sagt Installateur Sven Uhle. "Und dank des modularen Innenaufbaus wird auch die Wartung komfortabel sein."

Auch im täglichen Betrieb punktet das BHKW mit integrierter Steuerungseinheit. Hans Bretz, Projektleiter beim Bauträger und Anlagenbetreiber Licht-, Kraft- und Wasserwerke Kitzingen GmbH (LKW), überwacht alle Parameter bequem über den Farb-Touchscreen, der jederzeit alle Betriebsmeldungen und aktuellen Einstellungen anzeigt. Die Steuerung übernimmt außerdem den Start-Stopp-Vorgang und synchronisiert das BHKW mit dem Stromnetz.

Hans Bretz bedient den Touchscreen der Modulsteuerung des Blockheizkraftwerks.
Quelle: Buderus
Hans Bretz vom Bauträger und Anlagenbetreiber LKW Kitzingen, hat alle Einstellungen des BHKWs jederzeit über den Farb-Touchscreen der Modulsteuerung im Blick.

Perfekte Ergänzung durch Gas-Brennwertkessel

Um Spitzenlasten abzufangen, ergänzen zwei Gas-Brennwertkessel "Logano plus SB745-800" das Blockheizkraftwerk. Die Wärmeerzeuger mit einer Nennwärmeleistung von 800 kW sind auf den Einsatz in großen Objekten ausgelegt und zeichnen sich durch ihren besonders hohen Wirkungsgrad aus: Die durchdachte Wasserführung mit Kondens plus Nachschaltheizfläche unter dem Feuerraum unterstützt die Kondensation, zudem sorgt ein integriertes Wasserleitelement für eine optimale Wasserverteilung und höheren Brennwertnutzen, indem kälteres und wärmeres Rücklaufwasser getrennt bleiben.

Zwei Gas-Brennwertkessel
Quelle: Buderus
Zwei Gas-Brennwertkessel "Logano plus SB745-800" ergänzen das BHKW um Spitzenleistungen abzufangen.

Dank Durchbrand-Feuerraum ist die Verbrennung besonders sauber und emissionsarm. Darüber hinaus ist der Betrieb dank schalloptimierter Heizgasführung und dem integrierten Abgasschalldämpfer besonders leise. Der Brennwertkessel ist werkseitig verkleidet und isoliert, was zum einen Wärmeverluste minimiert und zum anderen die Montage beschleunigt.

Sein niedriger wasserseitiger Widerstand ermöglicht es, den Kessel komfortabel in Systeme zu integrieren und mit weiteren Wärmeerzeugern wie einem BHKW zu kombinieren. "Alle Buderus Heiztechnikkomponenten sind optimal aufeinander abgestimmt, sodass wir das gesamte System schnell montieren und installieren konnten", so Uhle.

Wirtschaftlicher mit Pufferspeichern

Zwei Pufferspeicher "Logalux P5500" machen das System komplett: Sie speichern die Überschusswärme des BHKW, sollte es einmal mehr Wärme erzeugen als aktuell gebraucht wird, ohne dass sich das Blockheizkraftwerk sofort abschaltet.

Die zwei
Quelle: Buderus
Die beiden Pufferspeicher "Logalux P5500" haben ein Fassungsvermögen von je 5.500 Litern. Bild:

So gewährleistet das System zum einen die langen Laufzeiten, die das BHKW effizient machen, zum anderen lassen sich mit den Pufferspeichern kurzzeitige Wärmespitzen abdecken. Mit Speicherinhalten von je 5.500 Litern sind die beiden drei Meter hohen Speicher groß genug, um die Wärmeversorgung in Marshall Heights zu gewährleisten.

Das zentrale Heizhaus der Wohnsiedlung von außen.
Quelle: Buderus
BHKW, Gas-Brennwertkessel und Pufferspeicher sind im zentralen Heizhaus untergebracht.

Wärmeverteilung per Nahwärmenetz

Das Heizsystem in Marshall Heights erzeugt die Energie für die Siedlung zentral. Die Wärme wird über ein Nahwärmenetz an die einzelnen Gebäude verteilt. "In den Einfamilienhäusern sind Wärmeübergabestationen und Warmwasserspeicher installiert, die die Bewohner dann wie eine eigene Heizung bedienen können", sagt Anlagenbetreiber Bretz.

Die Wärmeverteilung im Heizhaus der Wohnsiedlung.
Quelle: Buderus
Die zentral erzeugte Wärme wird über ein Nahwärmenetz an die einzelnen Gebäude verteilt.

Der Bauträger machte sich hier die schon bestehende Wärmeinfrastruktur zu Nutzen: 2005 sanierte die US Army nicht nur alle Wohngebäude, sondern auch das Nahwärmenetz in der gesamten Siedlung. Die Leitungen waren bis zum Abzug nur ein Jahr in Betrieb und dementsprechend noch in gutem Zustand als die Renovierungen begannen.

Fazit

Wenn alle Gebäude renoviert sind, können rund 2.000 Menschen in Marshall Heights wohnen. Bisher läuft der Verkauf der 103 Einfamilienhäuser gut, als nächstes sollen die Wohnblocks renoviert und ans Wärmenetz angeschlossen werden.

Auch die Infrastruktur der Siedlung wächst: Die Stadt Kitzingen plant, den leerstehenden Kindergarten wieder in Betrieb zu nehmen, zudem möchte eine Verbrauchermarktkette eine Filiale in Marshall Heights eröffnen. "Für die neuen Eigentümer der Einfamilienhäuser war außer den guten Immobilienpreisen vor allem die komfortable Wärmeversorgung ausschlaggebend", sagt Hans Bretz.

Auch der Anlagenbetreiber selbst zieht bereits ein positives Zwischenfazit zur Anlage. "Seit wir das System im November 2016 in Betrieb genommen haben, läuft sie hervorragend, wir sind sehr zufrieden mit der zuverlässig guten Leistung."

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