Das Familienunternehmen Zewotherm, Remagen, steht heute für ganzheitliche Energie- und Wärmesysteme für die Haus- und Gebäudetechnik. Der vergleichsweise junge Mittelständler hat früh darauf gesetzt, dass moderne Haustechnik mehr als Insellösungen und Einzelkomponenten beinhaltet. Andreas Ziegler, geschäftsführender Inhaber von Zewotherm, sprach zum 15-jährigen Firmenjubiläum mit dem HeizungsJournal über die Anfänge und über die Zukunft dieser Systeme, was ihn von anderen Anbietern unterscheidet und was wohl die größten Herausforderungen der nächsten 15 Jahre sein werden.
Zewotherm: 15 Jahre jung
Interview mit Andreas Ziegler, Geschäftsführer und Inhaber
Donnerstag, 22.02.2018
Herr Ziegler, Sie haben Zewotherm 2002 gegründet. Hätten Sie 2002 gedacht, dass Sie einmal so hier stehen würden?
Optimistisch waren wir, ja, keine Frage. Und wir sahen eine Chance, in ganzheitlichen Energiesystemen rund um die Flächenheizung zu denken und zu handeln. Da kommen wir her: von der Flächenheizung. Viele sehen uns zum Teil heute noch so, obwohl wir schon von Anfang an die Flächenheizung als zentrales verbindendes Element der ganzheitlichen Systeme sahen. Wichtig und zentral, aber eben nur ein Element.
Unser Eindruck war bereits vor der Firmengründung, dass in der Flächenheizung, sei es nun Fußboden-, Wand- oder Deckenheizung oder in der Bauteilaktivierung, die Zukunft der Wärmeverteilung und -übergabe liegen wird. Das streitet heute wohl auch niemand mehr ab. Damals sah ich eine reelle Chance am Markt, Dinge anders und effizienter zu machen. Anfangs sicherlich erklärungsbedürftig, dafür heute aber unumstritten.
So ist zum Beispiel die Kontrollierte Wohnraumlüftung (KWL) eines unserer am schnellsten wachsenden Standbeine. Oder denken Sie an unsere neuen Wohnungsstationen. Das ist eine sinnvolle Ergänzung, ein zukunftsträchtiger Bestandteil der Gesamtsysteme.
Was hatte Sie damals zur Gründung bewegt?
Ein riesen Thema damals wie heute ist die Energiewende. In der öffentlichen Wahrnehmung spielt dabei die Haus- und Gebäudetechnik leider immer noch nicht die gewichtige Rolle, die ihr gebührt, obwohl das rückblickend besser wurde. Aber eines ist klar: Will man Umweltschutz ernst nehmen, will man die Klimaziele erreichen und die Energiewende wirklich vorantreiben, dann geht kein Weg an effizienten Systemen für die Haus- und Gebäudetechnik vorbei.
Und für uns stehen damit die Niedertemperatursysteme, die Flächenheizung und ideal angebundene Systeme im Mittelpunkt. Ich denke, nur dieses Heizsystem sichert eine zukunftsorientierte und energieeffiziente Lösung für Mensch und Umwelt. Ich bin froh, dass wir dazu auch unseren bescheidenen Beitrag leisten dürfen.
Sie sagten eingangs, Sie machen Dinge anders oder effizienter. Was genau kann man sich darunter vorstellen?
Kurze schnelle Wege, der Kunde im Mittelpunkt, wie es in Familienunternehmen meiner Meinung nach am besten geht. Und immer den Systemgedanken im Blick, für alle Beteiligten. Energie bewusst leben. Unsere kombinierten Systeme ermöglichen heute die Wärmeerzeugung, Speicherung, Lüftung, Verteilung, Regelung und Steuerung eines kompletten Hauses. Gekoppelt mit einem entsprechenden Service- und Dienstleistungsangebot schaffen wir einen Mehrwert für unsere Kunden und deren Kunden. Wenn man das konsequent verfolgt, ergeben sich viele Dinge wie von selbst.
Ehrlich gesagt, waren wir anfangs etwas überrascht, wie lange uns dieser Ansatz am Markt nahezu allein überlassen wurde. Heute sieht das natürlich anders aus. Man sagt scheinbar in China, dass Nachahmung das größte Kompliment wäre. Wenn das stimmt, dürfen wir uns durchaus geschmeichelt fühlen. Denn obwohl wir etabliert sind, haben wir uns unsere Schnelligkeit noch beibehalten können. Zu den "Etablierten" möchte ich mich daher nur bedingt zählen.
Wir sehen und prägen ganz klar den Trend weg von Einzelkomponenten hin zu ganzheitlichen Energiesystemen. Sei es die Wärmepumpe, Rohre, die Kontrollierte Wohnraumlüftung oder auch weitere Systeme, wie zum Beispiel Komponenten für die Sanitärinstallation oder Anbindesysteme, die alle aufeinander abgestimmt worden sind. Unsere Branche verändert sich ja in einem wahnsinnigen Tempo. Der Innovationsdruck steigt, das Fachhandwerk macht einen beeindruckenden Job und hält Schritt. Wir unterstützen das voll und ganz – wo wir nur können.
Was waren die wichtigsten Meilensteine?
Da gab es einige. Nicht umsonst sind wir heute ein Unternehmen mit fast 200 Mitarbeitern. Aber ich würde sagen, einer der wichtigsten war wohl im Jahr 2004, da erfolgte der erste Bau des heutigen Firmensitzes in Remagen – der seitdem ständig an- und umgebaut wird. Aktuell erweitern wir erneut unseren Standort wieder um weitere 3.000 m² für Verwaltung, Schulungen sowie Lager und Logistik.
Wir verfügen mittlerweile über ein breites Produktionsspektrum im Bereich der Flächenkaschierung, Automatenschäumung und Spritzgussanlagen. Auch 2010 war einschneidend: Unsere eigene PE-Heizrohrproduktion unter dem Joint-Venture "unionpipe" mit dem Rohrhersteller Unatherm startete.
Und natürlich noch unsere Kooperation im Bereich der Wärmepumpe. Seit 2012 arbeiten wir mit dem japanischen Global Player Fujitsu General zusammen, dessen leistungsstarke Wärmepumpen zu den Technologieführern in der Branche gehören, für den wir auch mit einem eigenen Werkskundendienst bundesweit samt Inbe-triebnahme aktiv sind.
Ein anderer Service für das Fachhandwerk besteht seit 2015: Für großflächige Verlegeleistungen oder zu Zeiten von Auftragsspitzen bieten wir einen Verlegeservice an.
Nächstes Jahr kommt noch ein Meilenstein hinzu. Zurzeit arbeiten wir an neuen Produktionsanlagen, eine große Investition, worüber ich dann später gerne mehr berichte. Langweilig wird es uns nicht.
Das klingt nach einem geradlinigen Weg?
Sie können sich vorstellen, dass man in 15 Jahren auch einige Erfahrungen macht. Fehler sind gut, wenn man denn daraus lernt. Alles in allem scheint der Erfolg uns aber Recht zu geben, wir haben eine große Basis an loyalen Kunden – und das muss man sich natürlich verdienen. Aber ja, das kann Ihnen sicherlich jeder Unternehmer sagen: Eine gute Planung ist wichtig. Aber schnelle Reaktionen mindestens genauso. Dazu gehören die richtigen Entscheidungen zur richtigen Zeit.
Welche Dinge hätten Sie im Rückblick gerne anders gemacht?
Da gibt es sicherlich immer etwas. Wir haben zielstrebig unser Sortiment ausgebaut und haben auch die Flexibilität, Dinge zu ändern oder ganz einzustellen. Und so sollte es ja sein. Man muss sich stets neu erfinden, sollte sich dabei aber doch treu bleiben, besonders als Familienunternehmen. Oft plant man geradlinig, muss dann aber im Laufe der Zeit doch hier und da auch Dinge hinterfragen. Wir haben uns angepasst und manchmal auch Entwicklungen als Pionier führend vorangetrieben.
Ich denke, unsere Branche hat viele Veränderungen erfahren und da kommt auch noch einiges auf uns zu. Es ist ja doch einiges in Bewegung. Denken Sie an die Rolle der einzelnen Vertriebsstufen, da tut sich etwas. Wir sehen uns klar dreistufig, wir wollen natürlich nicht nur effiziente Systeme schaffen, sondern auch allen Beteiligten eine Zukunft bieten können.
Auch der neue Megatrend Konnektivität bzw. Internet of Things, verschärfte Effizienzvorschriften oder komplett neue Player in unserer Branche haben wir im Auge. Als Begleiter und teils auch als derjenige, der diese Dinge aktiv vorantreibt, da wir glauben, dass es allen Beteiligten einen Mehrwert bieten kann.
Ich denke, die nächsten 15 Jahre werden mindestens genauso spannend wie die letzten.
Ist diese Flexibilität das Hauptmerkmal von Zewotherm, kann man das so verstehen?
Teilweise. Eine unserer Stärken liegt sicherlich darin, dass wir ein Familienbetrieb sind. Kurze Wege, immer mindestens ein Ohr am Markt. Auch bestehende Lösungen erfahren Innovationen und Verbesserungen. So kann man auch altbewährte Produkte wie die Tackernadeln noch verbessern oder mit einer Biofaserlochplatte neu aufkommende Hürden meistern und Probleme für Kunden aus dem Weg räumen.
Natürlich werden alle Neuprodukte auf Herz und Nieren geprüft, so zum Beispiel im Lüftungsbereich, wo wir heute mit unserem "Zewo SmartFan" ein leistungsstarkes Gerät anbieten. Sicherlich stehen Neuheiten, wie unsere Wohnungsstationen, im Blick der Öffentlichkeit. Intern stellen wir aber auch immer bestehende Dinge auf den Prüfstand. Wenn man in Systemen denken will, muss man auch immer das ganze System im Blick haben.
Würden Sie das als den Hauptgrund für Ihr Wachstum bezeichnen? Auch andere Hersteller setzen auf den Systemgedanken – das alleine kann es nicht sein, oder?
Mittlerweile schon. Aber vielleicht leben wir es konsequenter?! Für andere kann ich nicht sprechen, aber bei uns ist diese Philosophie tief verankert. Und natürlich legen wir größten Wert auf unsere Produktqualität. Kein Fachhandwerker sollte wegen mangelnder Qualität ein zweites Mal zu einer Baustelle fahren müssen. Unsere Partner erhalten ausnahmslos geprüfte und hochwertige Produkte.
Und wir legen größten Wert auf kompetente und geschulte Mitarbeiter. Deshalb beschäftigen wir keinen Verkaufsaußendienst im eigentlichen Sinn. Unsere Mannschaft versteht sich ausnahmslos als Fachberater. Auch im Innendienst erreicht man eine Vielzahl geprüfter Meister und Techniker, die alle genau wissen wovon sie sprechen. Das Wissen geht weit über reine Produktkenntnis hinaus. Denn vor Ort gibt es ja auch nur Systeme und komplette Installationen und keine isolierten Produkte eines einzelnen Herstellers.
Wie ist Ihre persönliche Einschätzung für – sagen wir die nächsten 15 Jahre Zewotherm?
Es bleibt spannend. Innovationszyklen werden kürzer, Altbewährtes steht immer auf dem Prüfstand. Die Rollen des Vertriebsweges kommen in Bewegung. Feste Partnerschaften, Netzwerke und Vertrauen werden wichtiger, die Markenbildung kommt noch mehr in den Fokus.
Das kommt uns als Familienunternehmen ein Stück weit entgegen – wir denken nicht in Quartalen, eher in Generationen. Aber wir erwarten auch komplett neue Player in unserer Branche. Quereinsteiger oder "disruptive" Geschäftsmodelle werden ihren Platz finden.
Aber guter Service, kompetente Mitarbeiter, Verlässlichkeit und ganzheitliche Systeme scheinen uns die beste Methode, für alles gewappnet zu sein.
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