ZVEI bezeichnet EEG-Reform als zu kurz gedacht
Aus Sicht des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) schafft die Novelle richtige, aber leider nur kleine Schritte – der nötige große Sprung bleibe nach wie vor aus. So will man sich einer relevanten Reduktion der EEG-Umlage erst in der nächsten Novelle wieder annehmen. „Klimaschutz braucht Elektrifizierung, weil nur so Sonne und Wind genutzt werden können. Gleichzeitig wird Strom aber stärker belastet als alle anderen Energieträger. Ihn müssen wir attraktiver machen – für Investoren in der Industrie, für Autofahrer oder Hausbesitzer und Mieter. Das bedeutet für uns: Die EEG-Umlage muss deutlicher sinken, perspektivisch auf null“, bekräftigt Dr. Wolfgang Weber, Vorsitzender der Geschäftsführung des ZVEI (Abb. 5).
Positiv bewertet werde die Entscheidung, den Eigenverbrauch sowie die Photovoltaik auf Dächern zu stärken. „Diese Maßnahme wird dazu beitragen, die Erzeugung von grünem Strom im privaten Umfeld zu fördern“, so Weber. In Bezug auf die Digitalisierung des Energiesystems empfiehlt der ZVEI, Betreiber von EEG-Anlagen ab 1 kW über den Kommunikationskanal des Smart-Meter-Gateways (SMGW) anzubinden. Das ermögliche eine Netzzustandserfassung an wichtigen Punkten im Stromnetz. Weber: „Über eine Vergütung des Netzbetreibers für bereitgestellte Daten könnte die finanzielle Belastung insbesondere sehr kleiner Anlagenbetreiber möglichst gering gehalten werden.“
ZVEH erkennt weiterhin Optimierungspotential
Der Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) moniert, dass die EEG-Novelle zwar wichtige Regelungslücken behebt und einige Marktbarrieren aufhebt, der dringend notwendige Impuls für den Ausbau erneuerbarer Energien von ihr jedoch nicht ausgeht. Um dies zu erreichen, bedürfe es zeitnah einer Anhebung des Anteils an erneuerbaren Energien am Strommix. Ein weiterer Kritikpunkt ist die EEG-Umlage. Schon seit Langem setze sich der ZVEH für die Streichung dieser Umlage ein, um so weitere Anreize für eine dezentrale Stromerzeugung zu schaffen. Aktuell sei der Energieträger Strom durch Steuern und Abgaben jedoch noch immer teurer als fossile Energieträger. „Klimaschutz bedeutet, stärker auf Sonnen- und Windenergie zu setzen und Anreize für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen, grüne Energie zu nutzen. Das derzeitige Instrumentarium reicht hier noch nicht aus“, betont Andreas Habermehl (Abb. 6), ZVEH-Geschäftsführer Technik und Berufsbildung: „Um das Potential der Energiewende zu entfesseln, muss die Große Koalition noch vor der Bundestagswahl im Herbst 2021 nachlegen.“
Begrüßt würden die Nachbesserungen beim Thema Eigenverbrauch, wonach für Strom, der in Anlagen mit einer Leistung bis 30 kW im Umfang von 30 MWh pro Jahr erzeugt wird, keine EEG-Umlage gezahlt werden muss. Ausdrücklich begrüßt wurde zudem, dass die Verpflichtung zur Installation intelligenter Messeinrichtungen (Smart Meter) für kleine Anlagen deutlich abgeschwächt und der Schwellenwert von 1 auf 7 kW erhöht wurde. Der Einbau hätte insbesondere bei kleineren Photovoltaik-Anlagen Kosten verursacht, die in keinem Verhältnis zu den durch die Anlage generierten Einsparungen stehen. Zwar sei der Rollout intelligenter Messeinrichtungen unverzichtbar, um Stromnetze im Rahmen der Energiewende zu digitalisieren. Eine Installation sei jedoch erst ab einem Schwellenwert von 30 kW wirtschaftlich vertretbar und verhältnismäßig.
Zukunft Gas beklagt Subventionsrekord
Für die Brancheninitiative Zukunft Gas ist das EEG-System ein aus der Zeit gefallenes System, dem es immer weniger gelingt, Geld der Stromkunden effizient und im Sinne des Klimaschutzes zu verteilen. „Im letzten Jahr haben die Ausgaben auf dem EEG-Konto mit 30,9 Mrd. Euro einen neuen Rekord erreicht“, erklärte Dr. Timm Kehler (Abb. 7), Vorstand von Zukunft Gas. „Damit bezahlen die Deutschen auch 20 Jahre nach Inkrafttreten des EEG weiter steigende Summen für Subventionen, die in keinem Verhältnis zu den tatsächlich erzielten Kohlendioxid-Einsparungen stehen. Was mal als Markteinführungsprogramm gedacht war, ist zu einem teuren Koloss angewachsen, der kosteneffizientem Klimaschutz im Weg steht (vgl. Abb. 9). Die erhobenen Gelder können deutlich mehr zum Klimaschutz beitragen, als es heute der Fall ist.“