Die Wärmepumpenbranche sonnte sich im Erfolg der vergangenen Jahre. Selbstbewusst präsentierten die Hersteller denn auch ihr aktuelles Programm.
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Wärmepumpen-Branche unter Strom
Hersteller verbuchten in 2018 neuen Absatzrekord – Marktbericht von der ISH, Teil 1
Dienstag, 25.06.2019
Mit einem Absatz in Deutschland von 84.000 Heizungswärmepumpen (ein Plus von acht Prozent) und 15.000 Warmwasserwärmepumpen (ein Plus von elf Prozent) erwies sich 2018 als ein neues Rekordjahr für die Branche, berichteten der BWP (Bundesverband Wärmepumpe) und der BDH (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie) auf der ISH 2019.
Den größten Zuwachs mit einer Steigerung von elf Prozent auf insgesamt 60.500 Geräte verzeichneten demnach Luft/Wasser-Wärmepumpen. Sie machten auch im vergangenen Jahr mit einem Marktanteil von rund 72 Prozent (Vorjahr: 71 Prozent) wieder den Großteil des Wärmepumpen-Absatzes aus. Bei den Luft/Wasser-Wärmepumpen konnten Splitgeräte besonders zulegen – mit einem Plus von 15 Prozent auf 27.500 verkaufte Geräte – während bei Monoblockgeräten das Wachstum mit sechs Prozent auf 33.000 Geräte geringer ausfiel.
Erdgekoppelte Systeme (inklusive Grundwasser-Wärmepumpen) legten mit 23.500 Geräten gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent zu. In diesem Segment konnten Sole/Wasser-Wärmepumpen ihren Absatz um sechs Prozent auf 19.000 Geräte steigern, hingegen ging die Nachfrage bei Wasser/Wasser-Wärmepumpen (und sonstige) um zwölf Prozent auf 4.500 Geräte zurück.
Insgesamt waren nach Berechnung des BWP in Deutschland Ende 2018 rund 880.000 Heizungswärmepumpen installiert. "Wir freuen uns über das stabile Wachstum der vergangenen Jahre", erklärte BWP-Geschäftsführer Dr. Martin Sabel. "Auch wenn sich wie erwartet gezeigt hat, dass der Markt nicht mehr so rasant wächst, wie in den vergangenen Jahren und die Effekte der EnEV nicht mehr so stark spürbar sind, hat sich die Wärmepumpe als umweltschonendes Heizsystem im Markt etabliert." Für das laufende Jahr rechnet der Verband jedenfalls mit einer Fortsetzung des Wachstumstrends.
Sorgenkind Strompreis
Das Potential sei insbesondere im Gebäudebestand noch lange nicht ausgeschöpft. Der Trend gehe aber nach wie vor zum Austausch des alten Heizkessels durch eine moderne Brennwertheizung. "Das liegt insbesondere daran, dass es durch den hohen Strompreis nach wie vor wenig Anreize für den Abschied von fossilen Energieträgern im Wärmemarkt gibt", erläuterte Sabel. "Die Klimaschutzziele und die Umsetzung von Maßnahmen, die den Klimawandel aufhalten, haben in der Politik keine Priorität."
Die Hersteller von Wärmepumpen stünden jedenfalls in den Startlöchern für einen Markthochlauf, der den wissenschaftlichen Prognosen entspricht. So würden Experten von rund 4 Mio. bis 8 Mio. verbauten Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 und von rund 8 Mio. bis 17 Mio. verbauten Wärmepumpen bis zum Jahr 2050 ausgehen, wenn Deutschland seine Verpflichtungen aus dem Pariser Klimaabkommen erfüllen will. Teurer Strom sei das größte Hindernis für den Erfolg der Wärmewende. In keinem anderen Land der EU seien die Stromkosten für private Haushalte so hoch wie in Deutschland. "Wird dieser Missstand nicht beseitigt, kann die Energiewende als Ganzes nicht erfolgreich sein", so Sabel.
Ein zusätzliches Nadelöhr stelle das Handwerk dar. So müssten auch für das Handwerk Anreize geschaffen werden, um zukünftig mehr klimaschonende Systeme anzubieten und zu verbauen. "Vor allem darf der Fachkräftemangel im Sektor SHK und Brunnenbau nicht zur Bremse für die Wärmewende werden", mahnte Sabel. Laut der Prognos-Studie "Fachkräftebedarf für die Energiewende in Gebäuden" vergrößere sich die Lücke im SHK-Fachhandwerk aufgrund des gesteigerten Sanierungsbedarfs durch die Energiewende insgesamt um mindestens 50 Prozent. 40.000 SHK-Fachkräfte würden nach der Prognose bereits im Jahre 2025 fehlen. Im Rahmen der VDI-Richtlinie 4645 "Heizungsanlagen mit elektrisch angetriebenen Wärmepumpen in Ein- und Mehrfamilienhäusern – Planung, Errichtung, Betrieb" habe der VDI (Verein Deutscher Ingenieure) in Kooperation mit dem BWP im vergangenen Jahr deshalb ein Schulungskonzept zum "Sachkundigen für Wärmepumpensysteme" erarbeitet, um SHK-Fachbetrieben, Planern und Beratern die Möglichkeit zu geben, sich in Richtung erneuerbare Heizsysteme weiterzubilden. Derartige Maßnahmen seien entscheidend und müssten auch auf politischer Ebene zukünftig mehr Beachtung und Unterstützung finden, um der zu erwartenden wachsenden Nachfrage gerecht werden zu können.
Technische Trends
Am fehlenden Produkt sollte es jedenfalls nicht liegen, glaubt man den Versprechungen der Industrie. "Die deutsche Heizungsindustrie liefert die technischen Lösungen, um die ambitionierten Klimaschutzziele von Paris umzusetzen", betonte BDH-Präsident Uwe Glock. Das Angebot der Wärmepumpenhersteller auf der diesjährigen ISH war denn auch wieder vielfältig. Das Produktportfolio wurde weiter ausgebaut und die Technik, besonders in Bezug auf die Effizienz, weiterentwickelt. Die Reizwörter Schallschutz und Kältemittel, die vor einem Jahr anlässlich der Frühjahresmessen SHK Essen und IFH Nürnberg bei der Berichterstattung hochkochten, wurden vielfach aufgegriffen und entsprechende Lösungen aktiv kommuniziert.
Bei den Verbrauchern geraten mit zunehmendem Markterfolg im Neubau die Schallemissionen der Wärmepumpen gerade bei der Aufstellung in reinen Wohngebieten mit dichter Bebauung zunehmend in den Fokus. Und auch der Heizungsindustrie, sprich den Herstellern von Wärmepumpen, wird zunehmend bewusst, dass sich das Thema Kältemittel verstärkt in den Vordergrund drängt und nicht länger ignoriert werden kann. Seit 2006 gibt es die europäische F-Gase-Verordnung (842/2006) über fluorierte Treibhausgase (F-Gase). Und am 1. Januar 2015 ist die neue F-Gase-Verordnung (517/2014) in Kraft getreten. Ziel ist die schrittweise Beschränkung (Phase down) der in der EU in Verkehr gebrachten Gesamtmenge an teilfluorierten Kohlenwasserstoffen (HFKW) bis zum Jahr 2030 auf ein Fünftel (21 Prozent) der Verkaufsmengen des Jahres 2015. Im ersten Schritt erfolgte 2016 eine Mengenbegrenzung auf 93 Prozent. 2018 wurde im zweiten Schritt die Menge auf 63 Prozent begrenzt. Die dritte Reduzierung erfolgt 2021 auf dann 45 Prozent. Für die Heizungsindustrie heißt es, bei der Entwicklung von Neugeräten auf alternative oder natürliche Kältemittel mit niedrigem GWP (Global Warming Potential/Treibhauspotential) umzustellen. Das heißt, das Kältemittel muss die für den Anlagentyp und den Einsatz notwendigen thermodynamischen Eigenschaften besitzen und die Anlagenkomponenten müssen auf dieses Kältemittel hin optimiert werden. Und bei Altanlagen stelle sich bei Service und Wartung die Frage der Nachbefüllung.
Stiebel Eltron mit neuen Erd-Wärmepumpen
"Bestehende Kältemittel in bewährten Produktserien einfach durch andere Mittel zu ersetzen, ist leider nicht möglich", bestätigte Dr. Kai Schiefelbein, Geschäftsführer Technik bei Stiebel Eltron. "Um neue Kältemittel einsetzen zu können, müssen neue Kältekreise entwickelt werden." Auf der ISH zeigte Stiebel Eltron erste Wärmepumpen-Serien, die ab 2020 in den Markt eingeführt werden und mit dem neuen Kältemittel R454C arbeiten. Bei einem GWP-Wert von unter 150 trage R454C mindestens um den Faktor 10 weniger zum Treibhauseffekt bei, wenn es in die Atmosphäre entweicht, als derzeit übliche Kältemittel. "Dabei bietet R454C neben dem niedrigen GWP-Wert noch weitere Vorteile, zum Beispiel seine Sicherheit", erklärte Schiefelbein. "Es ist schwer entflammbar und es besteht auch bei Handhabung oder Leckagen, im Gegensatz zu beispielsweise Propan (R290), keine Explosionsgefahr, so dass die Installation und der Betrieb der Wärmepumpe insbesondere bei einer Innenaufstellung weiterhin einfach und sicher möglich sind."
Auf der ISH präsentierte man mit der neuen Produktreihe WPE-I H Premium die ersten Erdreich-Wärmepumpen aus dem Hause Stiebel Eltron, die mit Invertertechnologie ausgestattet sind, die den Betrieb laufend optimiert und so die Effizienz erhöht. Zudem ermögliche Heißgastechnologie eine effiziente Warmwasserbereitung. Da diese über einen zusätzlichen Wärmeübertrager parallel zum Heizbetrieb erfolgt, werde auch der Nutzerkomfort deutlich erhöht. Die Produktreihe sei für den Einsatz in größeren Wohnanlagen, Gewerbe- und Industriebauten entwickelt worden und komme in vier Leistungsgrößen auf den Markt: mit maximalen Wärmeleistungen von rund 33 kW, 44 kW, 59 kW oder 87 kW. Bis zu 16 Einzelmodule könnten zu einer abgestuften Kaskade mit insgesamt 1.400 kW Leistung kombiniert werden
Wolf setzt optische Akzente
Ein Produkthighlight bei Wolf (eine Tochter der Centrotec Sustainable) auf der diesjährigen ISH war die Luft/Wasser-Wärmepumpe CHA-Monoblock. Neben den Themen Klimaschutz, Effizienz und Geräuschentwicklung wurde bei ihr auch der Optik eine hohe Bedeutung beigemessen. "Mit Wolf heizt man nicht nur umweltfreundlich und effizient, sondern auch stilvoll", lautete denn auch das Kredo.
So stammt das Design von Espen Øino, als Designer von Luxusyachten bekannt. Das Gehäuse soll sich nahtlos in Eigenheim-Designkonzepte einfügen, die robuste Konstruktion mit UV-beständiger Beschichtung extremen Witterungsbedingungen trotzen. Eine erhöhte Bodenkonsole soll auch in Regionen mit höherer Schneefallintensität für einen reibungslosen Betrieb sorgen. Aus Rücksicht auf die Nachbarn kommen speziell geformte Ventilator-Blätter zum Einsatz, die dem Design von Eulenflügeln nachempfunden sind. Der langsam drehende Ventilator gewährleiste in Kombination mit der schalldämmenden Einbettung der Komponenten einen extrem geräuscharmen Betrieb.
Als "besonders umweltfreundliches und zukunftsfähiges" Kältemittel kommt nun R290 (Propan) zum Einsatz. "Es ist nicht ozonschädigend und wirkt sich kaum auf den Treibhauseffekt aus. Dazu ist es wegen der hohen Verfügbarkeit zukunftssicher und langfristig günstig", hebt man bei Wolf hervor. Durch serienmäßigen Einsatz von Invertertechnik würde die Luft/Wasser-Wärmepumpe mit idealer Modulation heizen und kühlen. Erhältlich sei der Monoblock in den beiden Ausführungen CHA-07/400V (Leistungsbereich von 1,6 kW bis 6,8 kW) und CHA-10/400V (Leistungsbereich von 2,2 kW bis 9,8 kW). Das serienmäßig enthaltene, bedarfsgerecht geregelte Elektro-Heizelement mit 9 kW diene als Leistungsreserve für lange Kälteperioden.
LG Electronics feiert ISH-Premiere
Die Geschäftseinheit Air Solution von LG Electronics legte bei ihrem Messedebüt auf der ISH den Fokus auf die neue Luft/Wasser-Wärmepumpe Therma V R32 Split. Vertriebsleiter Andreas Gelbke und Key Account Manager Michael Dworski hoben besonders den Einsatz des neuen Kältemittels R32 hervor, das sowohl in der Therma V R32 Split als auch in der Therma V R32 Monobloc genutzt werde. Die F-Gase-Verordnung mische die Kälte- und Klimabranche auf. Da ab dem Jahr 2025 nur noch Kältemittel mit einem GWP von maximal 750 erlaubt seien, dürfe das gängige Mittel R410A mit einem GWP von 2.088 künftig nicht mehr in Split-Geräten mit einer Füllmenge von bis zu 3 kg genutzt werden. Hier stehe R32 mit einem GWP-Wert von 675 als Alternative zur Verfügung. Als Bestandteil des R410A- Gemischs habe es sich bereits bewährt. Dank höherer Leistungsfähigkeit erlaube es einen niedrigeren Stromverbrauch im Kühl- und Heizbetrieb.
Vorbehalte von Installateuren und Kunden seien, solange die generellen Sicherheitsbestimmungen eingehalten werden, unbegründet. R32 zählt zu den schwer entflammbaren Kältemitteln der Klasse A2L (ISO 817:2014). Die Entflammung von R32 in handelsüblichen Klimasystemen sei bei sachgemäßem Gebrauch mehr als unwahrscheinlich. Und hinsichtlich der Toxizität verhalte sich R32 wie R410A und R22. Es sei mit A klassifiziert und insofern ebenfalls ein Kältemittel mit niedriger Toxizität.
Herzstück der Therma V R32 sei der komplett neuentwickelte Hybrid-Kompressor R1, eine Kombination aus Scroll- und Rotationsverdichter. Er sei in der Lage, jederzeit hohe Leistungen abzurufen und diese in Abhängigkeit von den Lastbedingungen flexibel anzupassen – und das unter Zugewinn von Stabilität und Zuverlässigkeit, geringerer Laut-stärke sowie höherer Energieeffizienz. Der Einsatzbereich reiche bis zu Außentemperaturen von -25 °C. Die maximale Vorlauftemperatur von 65 °C erlaube auch die Integration in Bestandssysteme. Das System werde zunächst in den drei Leistungsklassen 5 kW, 7 kW und 9 kW verfügbar sein. "Die neue Therma V R32 Serie bietet uns eine ideale Ausgangsbasis, um unser strategisches Ziel zu erreichen: den Bereich Heating in Deutschland konsequent weiter auszubauen", resümierte Gelbke.
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