BWP, ZVEH und ZVEI – bereit für großflächigen Rollout
Das Ziel der Bundesregierung, die Wärmepumpe ab dem Jahr 2024 zur neuen Standardheizung zu machen und damit die Gasheizung in ihrer aktuellen Rolle abzulösen, ist ambitioniert aber machbar, unterstrichen der BWP, ZVEH und ZVEI in einer gemeinsamen Mitteilung.
Angesichts der Ende Juni ausgerufenen Alarmstufe in der Gasversorgung gelte es jetzt, schnellstmöglich die Voraussetzungen für einen großflächigen Wärmepumpenhochlauf zu schaffen. „Wir arbeiten intensiv daran, die Kapazitäten auszubauen“, bekräftigte Dr. Martin Sabel, Geschäftsführer des BWP (Abb. 5). „Unsere Hersteller tun alles in ihrer Macht stehende, um einen schnellstmöglichen Hochlauf des deutschen Wärmepumpenmarktes auf 500.000 Wärmepumpen pro Jahr zu ermöglichen.“ Es geht um den massiven Umbruch im Wärmemarkt, jetzt in größtmöglichem Maße von Gaskesseln zu Wärmepumpen umzuschwenken. Damit unter anderem die nötigen Investitionen in Produktionskapazitäten getätigt und Schulungsangebote durch das Fachhandwerk wahrgenommen werden, ist größtmögliche Planungssicherheit notwendig. „Die Bundesregierung muss daher jetzt das angekündigte Nutzungsgebot von 65 Prozent erneuerbarer Energien noch in diesem Jahr gesetzlich verankern. Erst diese gesetzliche Fixierung bringt den Marktakteuren die notwendige Sicherheit sich im erforderlichen Maßstab auf Wärmepumpen auszurichten“, so Sabel.
„Die Elektrifizierung des Wärmemarkts ist Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Energiewende, eine stärkere Unabhängigkeit von fossilen Energien wie Erdgas, und um die Klimaziele zu erreichen, vor allem bis 2030. Allein durch eine umfassende Elektrifizierung und Digitalisierung ließe sich der Energieverbrauch im Gebäudesektor um bis zu 65 Prozent verringern“, ergänzte ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel (Abb. 6). Die Technologien dafür lägen vor, nötig sei vor allem der rechtliche Rahmen. „Die Flexibilitätspotentiale von Wärmepumpen, Speichern oder Ladesäulen sowie weiteren Erzeugern und Verbrauchern im Gebäude muss durch das Stromnetz nutzbar gemacht werden. Ein Steuerbare-Verbrauchseinrichtungen-Gesetz muss endlich kommen. Erst mit einem solchen Gesetz erhalten die Netzbetreiber die Rechts- und Planungssicherheit für die Flexibilitätsnutzung.“
ZVEH-Präsident Lothar Hellmann wies darauf hin, dass durch zögerliche und unstete politische Vorgaben bereits Jahre verloren wurden (Abb. 7). „Das können wir uns angesichts der Aufgaben nicht erlauben. Neben Wohnungsbau, Elektromobilität und dem Aufbau erneuerbarer Energien muss auch die Wärmewende gelingen, indem das Handwerk die Anlagen baut und umbaut. Die technischen Lösungen zum Umbau des Energiesystems sind vorhanden und es ist lange bekannt, dass elektrotechnische Anwendungen mit sauberer Energie und hocheffizient das Kernelement der Sektorenkopplung sind.“ Hellmann forderte nach Jahren unklarer Signale nun Unterstützung, damit das Handwerk die Aufgaben bewältigen kann. „Wir benötigen hochqualifizierte Fachkräfte aus unserem bewährten dualen Ausbildungssystem und keine Schmalspurqualifikationen. Die berufliche Ausbildung muss den Stellenwert bekommen, der ihr gebührt. Die benötigten Weiterbildungen müssen an den hohen Ausbildungsstand anknüpfen und sollten durch die Politik finanziell gefördert werden. Regulatorische Hemmnisse bei der Installation von Wärmepumpen müssen beseitigt und bürokratische Hürden abgebaut werden.“
Der Absichtserklärung müsse nun ein konkreter Umsetzungsprozess folgen, forderten BWP, ZVEH und ZVEI. Ziel der Zusammenarbeit sei es, die verschiedenen Teile der Wertschöpfungskette besser ineinandergreifen zu lassen und Synergien zu schaffen – für den erfolgreichen Rollout der Wärmepumpen und den Wandel in der Wärmeversorgung. Denn die Wärmepumpenoffensive berge Chancen: „Es geht um neue, zukunftsfähige Arbeitsplätze im deutschen Mittelstand, häufig im ländlichen Raum, es geht um die Zukunft des SHK- und Elektrohandwerks mit ihren 100.000, häufig familiengeführten Betrieben, es geht um eine sichere, sozialverträgliche und mit den Klimazielen vereinbare Wärmeversorgung. Nicht zuletzt geht es auch darum, sich schnellstmöglich von Importabhängigkeiten zu lösen und stattdessen stärker auf heimische Wertschöpfung zu setzen.“