Die deutschlandweit erste Anlage mit dem neuen "Dachs 0.8" für moderne Ein- und Zweifamilienhäuser ist in Allensbach am Bodensee in Betrieb gegangen.
Das erste "Dachs"-Brennstoffzellen-Heizgerät läuft am Bodensee
Donnerstag, 19.03.2020
Das Prinzip ist dasselbe – die Technologie neu: Der "Dachs 0.8" produziert, wie ein Blockheizkraftwerk (BHKW), Strom und Wärme gleichzeitig, setzt dabei aber auf die Brennstoffzellentechnik. Die thermische Leistung des SenerTec-Brennstoffzellenheizgeräts liegt bei 1,1 kW, die elektrische Nennleistung beträgt 750 W. Damit ist die KWK-Lösung auf den geringen Wärmebedarf neu gebauter oder energetisch sanierter Ein- und Zweifamilienhäuser abgestimmt. Wird mehr Wärme benötigt, wird das integrierte Gas-Brennwertgerät (Nennwärmeleistung: 5,2 bis 21,8 kW) automatisch zugeschaltet. Brauchwarmwasser bereitet eine integrierte Frischwasserstation im Durchflussprinzip.
Vom Ölbrenner zur Brennstoffzelle
Der erste "Dachsbau" für das neue Produkt befindet sich in direkter Nähe zum Bodensee im baden-württembergischen Allensbach. Seit November 2019 arbeitet die Anlage im Eigenheim von Familie Fröhlich und zeigt die Anwendungsmöglichkeit in einem teilsanierten Altbau.
Die Doppelhaushälfte aus dem Jahr 1963 hat eine Wohnfläche von rund 130 m². Fenster und Türen wurden in der Vergangenheit bereits ausgetauscht, um Wärmeverluste zu reduzieren. In naher Zukunft wird die Familie das Dach aus demselben Grund mit einem modernen Wärmeschutz ausstatten. Beim massiven Ziegelmauerwerk hat eine thermografische Untersuchung nachgewiesen, dass es nur geringe Wärmeverluste aufweist und eine nachträgliche Dämmung hier nicht wirtschaftlich wäre. Deutlich "überaltert" war jedoch die bestehende Heizung: "Unsere alte Anlage war rund 30 Jahre in Betrieb und eine wahre Ölverbrennungsmaschine", erklärt Eigenheimbesitzer Mike Fröhlich. Rund 2.500 Liter Heizöl wurden pro Jahr benötigt, um den Wärmebedarf des vierköpfigen Haushalts zu decken. Eine Alternative musste also dringend her. Fröhlich weiter: "Heizöl wollte ich nicht mehr einlagern. Das ist für mich nicht der Brennstoff der Zukunft."
Ein befreundeter Heizungsbauer brachte die Familie schließlich auf die Brennstoffzellentechnologie. "Ich habe Informatik und medizinische Physik studiert. Daher begeistern mich neue Techniken immer", erzählt Fröhlich. Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung ergab: Bei den gegebenen baulichen Voraussetzungen wird sich das Brennstoffzellenheizgerät "Dachs 0.8" in rund zwölf Jahren amortisieren. Die Installation der Anlage übernahm der SHK-Fachbetrieb Senger aus Konstanz in enger Abstimmung mit den KWK-Experten aus Schweinfurt. Die Beratung und Baubegleitung wurden vom zuständigen SenerTec Center Engen übernommen. Auch die Beantragung sämtlicher Zuschüsse wurde seitens der Experten rund um Center-Geschäftsführer Peter Löser abgewickelt und bis zur Auszahlung begleitet.
Mit Batteriespeicher zu mehr Unabhängigkeit
Um neben der Wärme auch den erzeugten Strom optimal zu nutzen, ist in dem Gesamtsystem von Familie Fröhlich ein zusätzlicher Batteriespeicher mit einem Energieinhalt von 6 kWh integriert. So lässt sich der Strom, der im Heizbetrieb entsteht, zeitversetzt nutzen. Zusätzliche Überschüsse speist Familie Fröhlich gegen eine entsprechende Vergütung in das öffentliche Versorgungsnetz ein.
"Wir leben so, dass wir versuchen, unnötige Energieverschwendung zu vermeiden", erklärt Mike Fröhlich. In der Heizperiode reicht der selbst erzeugte Strom bilanziell aus, um den eigenen Bedarf komplett abzudecken. Ob das für die kompletten rund 3.100 kWh Strom gilt, die die Familie benötigt, ist allerdings noch nicht sicher. Denn im Sommer reduziert sich aufgrund des fehlenden Heizbedarfs auch die Stromerzeugung. "Wir werden nun erst einmal ein bis zwei Jahre Erfahrungen sammeln. Eventuell werden wir unsere Haustechnik dann noch um eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach ergänzen, um auch im Sommer bei unserer Stromversorgung so unabhängig wie möglich zu sein", betont Fröhlich.
Anlage im grünen Bereich
Nach den ersten Monaten des Betriebs arbeitet der "Dachs 0.8" in Allensbach einwandfrei. Die Anlage wird von SenerTec von Schweinfurt aus überwacht und im Rahmen eines Vollwartungsvertrages regelmäßig gewartet. Die Brennstoffzelle selbst wird dabei lediglich alle fünf Jahre kontrolliert, der Spitzenlastkessel jährlich überprüft. Zudem stellt der Hersteller für die ersten zehn Jahre ab Inbetriebnahme die Funktion der Brennstoffzelle sicher. Mike Fröhlich ist von der Anschaffung überzeugt: "Wir haben zwei Kinder, denen wir natürlich etwas überlassen möchten, das Zukunft hat. Daher sind uns Energieeffizienz und Klimaschutz besonders wichtig."
Anderen Eigenheimbesitzern rät er, sich nicht durch die im Vergleich zu einer herkömmlichen Brennwertheizung höheren Investitionskosten der Brennstoffzelle abschrecken zu lassen: "Man muss sich bewusst sein, dass man eine ganz andere Technologie nutzt. Und man muss sich ein bisschen damit befassen, wann man Strom benötigt." Denn dann zahle sich die Brennstoffzellenheizung auch schnell aus.
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