Ein verändertes Bild ergibt sich allerdings mit Blick auf die eingesetzten Gas-Heizsysteme: 2016 lag der Anteil an Gas-Niedertemperaturkesseln noch bei 26 Prozent und der Anteil von Gas-Brennwertkesseln bei 14 Prozent. Laut Szenario wird die Gas-Brennwerttechnik im Jahr 2050 einen Anteil von 29 Prozent ausmachen, Niedertemperaturanlagen werden komplett verschwinden. Daneben spielt die Brennstoffzellenheizung mit 9,1 Prozent eine bedeutende Rolle im Wärmemarkt und ist damit für rund vier Millionen Wohneinheiten die bevorzugte Heizoption.
Strombasierte Heizungen hatten 2015 einen Anteil von rund fünf Prozent im Heizungsbestand. Ihr Anteil wird langsam wachsen und im Jahr 2050 bei rund 19 Prozent liegen. Eine grundlegende Elektrifizierung des Wärmemarktes ist für die Immobilienbesitzer offensichtlich keine wirtschaftlich dominante Alternative.
Der Wärmemarkt wird regenerativer
Im Jahr 2050 werden mehr als 50 Prozent der Wohneinheiten durch erneuerbare Energien versorgt. Dabei wird Holz als Biomasse 75 Terawattstunden am Energieverbrauch ausmachen, Strom wird mit 22 Terawattstunden regenerativ erzeugt.
Einen besonders großen Beitrag wird synthetisches Erdgas leisten: Der Anteil von erneuerbarem Gas aus dem Power-to-Gas-Verfahren sowie aufbereitetem Biomethan wird im Jahr 2050 35 Prozent betragen. Das bedeutet in absoluten Zahlen, dass inklusive des Gaseinsatzes in der Nahwärme im Jahr 2050 77 Terawattstunden synthetisches Erdgas im Wärmemarkt eingesetzt werden.
Auch die Energie der Sonne wird in Form von Solarthermie eine bedeutende Rolle im erneuerbaren Wärmemarkt der Zukunft spielen. Von den rund 36,5 Millionen Wohneinheiten 2050, werden rund 11 Millionen mit Solarthermie ausgestattet sein. Fünf Millionen dieser solarthermischen Anlagen werden in Kombination mit einer Gas-Brennwertheizung betrieben.
Die richtigen Maßnahmen wählen
Die Wärmemarktstudie zeigt eine realistische und praxisnahe Simulation, wie sich der Wärmemarkt der Zukunft entwickeln könnte. Die Ergebnisse machen deutlich, dass der Wärmemarkt keinen grundlegenden Kurswechsel in Richtung Elektrifizierung benötigt, sondern eine Stärkung der Wahlfreiheit der Eigentümer und einen Rahmen, der sie in ihrer Entscheidungsfindung unterstützt. Damit die Wärmewende sozialverträglich gelingt, müssen wir schon heute mit den richtigen Maßnahmen zu mehr Klimaeffizienz beitragen:
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CO2-Einsparung als Leitgröße in der Klimaschutzpolitik und im Ordnungsrecht für Gebäude: Jede energetische Sanierungsmaßnahme sollte daran gemessen werden, wieviel CO2 sich in einem gegebenen Budget durch sie einsparen lässt. Hier sollte die Politik Aufklärungsarbeit leisten, schließlich tragen die Eigentümer die notwendigen Investitionen zum großen Teil selbst.
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Die bestehende Gasinfrastruktur stärker nutzen: Das Gasnetz bietet die Möglichkeit einer schnellen Einbindung erneuerbarer Energien in das Versorgungssystem. Mehr noch: Es kann die volatilen erneuerbaren Energien speicherbar machen und somit das Problem von Lastspitzen und -senken lösen.
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Klimaschutzprämie einführen und Förderprogramme weiterentwickeln: Eine "Abwrackprämie" für veraltete Heiztechnik würde dabei helfen, die stark veralteten Wärmeerzeuger aus dem Heizungskeller zu vertreiben. Die bestehenden Förderprogramme müssen weiterentwickelt und technologieoffener ausgerichtet werden. Auch die Einführung einer steuerlichen Abschreibung für Heizungsmodernisierungen wäre eine zielführende Maßnahme.
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Elektrifizierung gibt es nicht zum Nulltarif: Die Elektrifizierung der Energiesektoren ist verbunden mit einem massiven Ausbau der Anlagen und Infrastruktur. Diese Investitionen schlagen sich in den Strombezugskosten nieder. Die Frage nach den Kosten darf nicht unbeantwortet bleiben.
Die Studie "Wärmemarkt 2050" von Zukunft Erdgas ist online verfügbar.